Krebs

Junge Patienten fordern neue Kassenleistung

Junge Krebspatienten fordern, dass Krankenkassen die Kosten für die Fruchtbarkeitserhaltung übernehmen.

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Von SUsanne Werner

BERLIN. Die Deutsche Stiftung Junge Erwachsene mit Krebs will, dass Kassen künftig für fruchtbarkeitserhaltende Behandlungen junger Krebspatienten zahlen. Konkret legte sie eine Formulierung vor, wie die Vorgaben zur Krankenbehandlung im Sozialgesetzbuch V (Paragraf 27) ergänzt werden könnten. Professor Mathias Freund, Vorsitzender des Kuratoriums, kritisierte, dass sich bislang nur jene, die genügend Geld besitzen, "die Chance auf eigene Kinder nach einer Krebserkrankung" leisten könnten. Die Entnahme und das Einfrieren von Eizellen, Spermien und Eierstockgewebe kostet nach Angaben der Stiftung etwa 500 Euro für Männer und bis zu 4300 Euro für Frauen.

Etwa 15.000 junge Erwachsene zwischen 18 und 39 Jahren erkranken pro Jahr an Krebs. Die große Mehrheit von ihnen – etwa 80 Prozent – kann aufgrund der Fortschritte in der Medizin geheilt werden. Die Behandlungen sind jedoch derart aggressiv, dass die jungen Frauen und Männer damit ihre Fruchtbarkeit einbüßen. "Etwa die Hälfte der jungen Krebspatienten braucht fertilitätserhaltende Maßnahmen", schätzt Freund. Nach erfolgreicher Behandlung wollten sie ihr Leben so normal wie möglich fortsetzen. Die Chance, eigene Kinder zu bekommen, gehöre für sie dazu.

Während die Gewinnung und das Einfrieren von Sperma technisch einfach ist, müssen sich Frauen einem umfangreicheren Eingriff unterziehen. So wird zunächst die Bildung von Eizellen durch Hormone angeregt, dann erfolgt die Punktierung unter Kurzzeitnarkose und schließlich das Einfrieren in flüssigem Stickstoff-Stoff. Für diesen Prozess braucht es etwa zwei Wochen Zeit, sagt Professor Maike de Wit, Chefärztin am Vivantes-Klinikum in Berlin-Neukölln. Die Leitlinien für Krebsbehandlung sehen auch vor, dass die Ärzte ihre Patienten zur Erhaltung der Fruchtbarkeit aufklären. Dies sei aber schwierig, so de Wit, da die jungen Menschen in kurzer Zeit viele Entscheidungen zur weiteren Behandlung treffen müssten. "Das Thema eigene Kinder steht angesichts der gerade erst erstellten Krebsdiagnose nicht im Vordergrund", so de Wit. Sich darüber Gedanken zu machen und zu entscheiden, brauche Zeit. (wer)

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