Sozialausgaben

Deutschland gibt fast eine Billion für Soziales aus

Die Sozialausgaben haben 2017 einen Rekordstand erreicht. Grund zur Panik? Nein, denn in der langfristigen Analyse ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Veröffentlicht:
Sparschweine aus Knetmasse: Die Ausgaben für Soziales steigen immer weiter, doch im Gesamtbild bleibt ihr Anteil am BIP gleich.

Sparschweine aus Knetmasse: Die Ausgaben für Soziales steigen immer weiter, doch im Gesamtbild bleibt ihr Anteil am BIP gleich.

© fotomek / stock.adobe.com

BERLIN. Deutschland hat im vergangenen Jahr knapp eine Billion Euro, also 1000 Milliarden Euro, für Sozialleistungen ausgegeben. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Ausgaben um 36,5 Milliarden Euro oder 3,9 Prozent auf 965,5 Milliarden Euro gestiegen – so hoch wie noch nie zuvor, wie das Bundessozialministerium am Freitag in Berlin mitteilte. Die Wirtschaftskraft Deutschlands (BIP) legte in diesem Zeitraum um 3,8 Prozent zu.

In den vergangenen 25 Jahren haben sich die Sozialausgaben den Angaben zufolge mehr als verdoppelt. Allerdings ist in dieser Zeit auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) entsprechend angestiegen, von knapp 1750 Milliarden auf 3263 Milliarden Euro in 2017. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 29,6 Prozent des BIP für Soziales (+ 0,1 Prozent) ausgegeben, der höchste Wert seit 2010. Vor 25 Jahren lag diese sogenannte Sozialleistungsquote aber auch schon bei 27,1 Prozent vom BIP.

Ausgaben bleiben konstant

Seit 1991, also quasi seit der Wiedervereinigung, bewegt sich die Quote zwischen 25 und 30 Prozent, mit einem deutlichen Ausschlag von 30,6 Prozent 2009, was damals in erster Linie Folge der Finanzkrise und der dadurch gesunkenen Wirtschaftskraft gewesen sei, hieß es.

Dabei sind keine großen Unterschiede der Sozialleistungsquote während der rot-grünen Bundesregierung und den Koalitionen unter Angela Merkel erkennbar.

Die größten Summen entfielen im vergangenen Jahr auf:

  • die Rentenversicherung (304,1 Milliarden),
  • die Krankenversicherung (228,6 Milliarden),
  • die Beamtenpensionen (57,7 Milliarden),
  • die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (52,1 Milliarden),
  • die Grundsicherung für Arbeitssuchende (45 Milliarden)
  • sowie die Sozialhilfe (40 Milliarden).

Meist Einkommensleistungen

Damit wurden von dem Gesamtbudget von 965,5 Milliarden Euro 563,1 Milliarden Euro an Einkommensleistungen ausgezahlt, also Renten, Lohnfortzahlung oder Arbeitslosengeld. 362,1 Milliarden Euro wurden für Sachleistungen ausgegeben wie Arztbehandlung, Medikamente oder Wohngeld. 35,6 Milliarden Euro wurden für die Verwaltung des Sozialsystems ausgegeben.

Übrigens: Finanziert wurde das gesamte Sozialsystem zu 34,2 Prozent durch Arbeitgeberzuschüsse, 33,4 Prozent durch den Staat und zu 30,8 Prozent durch Beiträge der Versicherten. Über die Veröffentlichung hatte zuerst die "Bild"-Zeitung berichtet.

Die Steigerungen dürften in den vergangenen Jahren vor allem auf die alternde Gesellschaft und damit die zunehmenden Leistungen für Rentner und Pensionäre zurückzuführen sein. Weiterer Grund könnten die Kosten für Flüchtlinge sein.

Allerdings sind die verschiedenen Leistungen für Flüchtlinge in dem Sozialbudget 2017 des Sozialministeriums nicht extra aufgeführt. Sie dürften im Bereich Sozialhilfe oder auch Arbeitslosenversicherung inzwischen auch wieder deutlich zurückgegangen sein, denn Asylbewerber können nach 15 Monaten offiziell arbeiten. (dpa)

Lesen Sie dazu auch: Von wegen Trickle-Down-Effekt: Fehlender sozialer Kit macht krank

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ergänzung herkömmlicher Modelle

Kalziumscore verbessert Vorhersage stenotischer Koronarien

Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren