Für Ärzte und Sozialwesen

Generation 50 plus wird zur Herausforderung

Die Generation 50 plus stellt bereits ein Drittel der Köpfe in der Arbeitswelt. Und ihr Anteil wächst rasant. Besonders groß sind die Belastungen dieser Arbeitnehmer in den medizinischen Gesundheitsberufen, wie ein aktueller Report der Betriebskrankenkassen zeigt.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Den Pflegekräften wird viel abverlangt. Das macht besonders Älteren zu schaffen.

Den Pflegekräften wird viel abverlangt. Das macht besonders Älteren zu schaffen.

© zinkevych / stock.adobe.com

BERLIN. Fast jeder dritte Beschäftigte in den medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufen ist älter als 50 Jahre (31,7 Prozent).

Das geht aus einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Untersuchung zur Altersstruktur der Wirtschaft hervor. Damit liegt die Gesundheitsbranche deutlich in der unteren Hälfte der Branchenliste.

Die Spanne reicht von den Reinigungsberufen mit 46 Prozent der Beschäftigten jenseits der 50 und den IT-Dienstleistern mit 27,3 Prozent der Beschäftigten im fraglichen Alter. Der Aussage zugrunde liegen die Daten der 8,4 Millionen bei einer Betriebskrankenkasse Versicherten.

Trotz des steigenden Anteils älterer Versicherter verzeichnen die BKKen einen Rückgang der Arbeitsunfähigkeitstage. Im vergangenen Jahr lag der Schnitt bei 17,7 AU-Tagen im Vergleich zu 18,1 AU-Tagen 2016.

Die meisten Fehltage geben dabei auf Muskel-Skelett-Erkrankungen zurück (siehe nachfolgende Grafik)

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Zwei Drittel der Krankschreibungen hätten nicht länger als eine Woche gedauert, berichtete der Franz Knieps, Vorstand des BKK-Dachverbands und Herausgeber bei der Vorstellung des Reports.

Mitarbeiter in Gesundheitsberufen besonders belastet

Eine deutlich sichtbare Ausnahme sitzt im Gesundheitssystem. 60 bis 64-jährige Beschäftigte in der Pflege meldeten sich im Schnitt im Berichtsjahr knapp 47 Tage krank, knapp dreimal so lange wie die Beschäftigten in den IT-Berufen.

Die altersbedingte Entwicklung der Fehlzeiten sei somit insbesondere von der konkreten Tätigkeit und den damit verbundenen Arbeitsbedingungen und -belastungen abhängig, sagte Knieps.

Allerdings zeigt der Report, dass medizinische Gesundheitsberufe generell zu den eher belastenden Beschäftigungen zählen.

So sind mehr als zwei Drittel der Beschäftigten über 50 Jahre in medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufen wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen in Behandlung. Davon betroffen sind aber auch die 45 Prozent der Kollegen unter 50 Jahre.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in der ambulanten Psychiatrie. In den nichtmedizinischen Gesundheitsberufen, zu denen auch die Pflege zählt, sind rund 46 Prozent der Beschäftigten über 50 wegen einer psychischen Störung in Behandlung.

In den rein medizinischen Gesundheitsberufen sind es 40 Prozent der Über-50-Jährigen. Von den jüngeren Kollegen leiden jeweils mehr als 30 Prozent an einer psychischen Störung, was aber ebenfalls Spitzenwerte im Branchenranking bedeutet.

Reformbedarf in Gesundheitsgesetzgebung und in Sozialsystemen

Grundsätzlich seien ältere Arbeitnehmer nicht weniger leistungsfähig als jüngere, sagte einer der Autoren des Reports, Professor Jürgen Wegge von der TU Leipzig.

Ältere Arbeitnehmer könnten mit Erfahrung, sozialen Kompetenzen und Gewissenhaftigkeit punkten. Unternehmen sollten auf individualisierte Arbeitsplanung und altersgerechte Führung setzen, riet der Wissenschaftler.

Mit dem wachsenden Anteil älterer Arbeitnehmer zeigt sich Reformbedarf in der Gesundheitsgesetzgebung und in den Sozialsystemen. Darauf verwies der Herausgeber des BKK-Gesundheitsreports Professor Holger Pfaff von der Universität Köln.

So sei es sinnvoll, das Betriebliche Gesundheitsmanagement an die Demografie in den Betrieben anzupassen. Ernährungs- und Bewegungsprogramme müssten ergänzt werden auch durch Arbeitsplatzgestaltung und einen auf die Ü-50-Generation angepassten Führungsstil.

Hier sollte die seit 2015 eingerichtete Nationale Präventionskonferenz ausdrücklich Ziele formulieren, die in den Nationalen Präventionsplan einfließen könnten.

Zur Prävention zähle auch, die Rentenversicherungssysteme variabler zu gestalten, so die Report-Herausgeber. Eine für alle geltende Altersgrenze für den Eintritt in die Rente für Angehörige gesundheitlich belastender und weniger belastender Berufe erweise sich zusehend als untauglich.

Lesen Sie dazu auch: Arbeitsunfähigkeit: Weniger Fehltage bei BKK-Versicherten

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Rente und Gesundheitspolitik

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren