Brückenteam erleichtert Palliativversorgung

DRESDEN (tra). Die palliative Versorgung unheilbar Erkrankter im häuslichen Umfeld durch ein so genanntes Brückenteam bildet aus Sicht der AOK Plus ein Zukunftsmodell.

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In einem Projekt zeigten sich palliativmedizinisch betreute Patienten in der Integrierten Versorgung zufriedener als eine Vergleichsgruppe in der Regelversorgung. Pro Pflegetag fielen zudem bei der IV 203,71 Euro weniger an Kosten an als im Krankenhaus. Das zeigt die wissenschaftliche Studie zur Begleitung des im Dezember 2004 gestarteten IV-Vertrages der AOK Plus. Erarbeitet hat die Studie das Leipziger Institut für Sozialmedizin unter Leitung von Professor Dr. Reinhold Schwarz.

Entscheidend für das Gelingen sei die Mitwirkung der Angehörigen, hebt die Studie hervor. Das aus zwei Ärztinnen und fünf Krankenschwestern gebildete Brückenteam versorgte binnen drei Jahren 764 Patienten im IV-Vertrag. Für die Studie wurden Daten von 277 Patienten (Durchschnittsalter 78 Jahre) ausgewertet und 130 interviewt.

Team regelt den Wechsel zwischen Klinik und Haus

Das Team regelte den Wechsel der Patienten aus der Klinik in das häusliche Umfeld und betreute Patienten und Angehörige. Medizinische Leistungen machten etwa 13 Prozent des Arbeitsumfangs aus, organisatorische und psychosoziale Betreuung die übrige Zeit. Mehr als 70 Prozent der Kontakte erfolgten telefonisch.

Die Vergleichsgruppe umfasste 38 Leipziger Patienten in der Regelversorgung (Durchschnittsalter 70 Jahre). Unter der Regelversorgung wurde die Betreuung durch Haus- und/oder einen Facharzt verstanden. Beim Brücken-Projekt bewerteten die Patienten und ihre Familien die Erreichbarkeit des Teams rund um die Uhr als Schlüsselfaktoren des Erfolgs. Auch die professionelle Abstimmung innerhalb des Teams und das Vorhandensein fester Ansprechpartner wurden gelobt. Bei der Leipziger Vergleichsgruppe dagegen wurde die Abstimmung beim Wechsel zurück in die eigene Wohnung als besonders problematisch erlebt.

Mehr Patienten konnten im häuslichen Umfeld bleiben

Bemängelt wurde zudem bei der IV, dass das Brückenteam keine Rezepte ausstellen könne. Die Kommunikation mit dem Hausarzt erwies sich als problematisch. Aber auch beim Projekt in der Regelversorgung beklagten Patienten, dass der Hausarzt nicht die benötigten Medikamente verschrieben hatte.

Bei der Integrationsversorgung verblieben mehr als acht von zehn Patienten bis zuletzt im häuslichen Umfeld - sei es die eigene Wohnung oder das zuletzt bewohnte Pflegeheim. In der Vergleichsgruppe traf das auf drei von zehn Erkrankten zu. Die anderen Erkrankten starben in Kliniken oder Hospizen.

Pro Pflegetag wurden über 200 Euro gespart.

Der Vergleich der Kosten ergab für die Regelversorgung 328,5 Euro und in der IV 124,8 Euro pro Tag. Die zeitliche und finanzielle Mehrleistung der Angehörigen wurde dabei nicht berücksichtigt. Die Kostenersparnis auf Seiten der IV ergab sich aus der Vermeidung von Aufenthalten im Krankenhaus sowie Notarzteinsätzen und der Ersparnis bei Fahrtkosten.

"Die erarbeiteten Versorgungsstandards sollen für Sachsen als anzustrebendes Ziel umgesetzt werden", sagte Rainer Striebel, Geschäftsführer Versorgung der AOK Plus, bei einer Veranstaltung in Dresden. Hochrechnungen gehen dabei landesweit von 4907 potenziellen Patienten aus. Ein achtköpfiges Team soll dabei nach dem Entwurf für jeweils rund 250 000 Menschen zuständig sein. Der Aktionsradius von 20 Kilometern würde über dem des Pilotprojektes von 13 Kilometern liegen.

Der Job der Brückenteams

Für das Brückenteam bildeten Anrufe (65 Prozent der Aktivitäten) und Hausbesuche (etwa zwölf Prozent der Aktivitäten) den Hauptteil der Patientenkontakte. Medizinische Leistungen erstreckten sich über rund 13 Prozent der Zeit mit Patienten- sowie Angehörigenkontakt. Organisatorische und psychosoziale Aufgaben nahmen die übrige Zeit in Anspruch. Grundlagen der Arbeit bildet die Regelung für die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAVP).

Bislang gibt es in Sachsen sechs Krankenhäuser, in denen 66 Palliativbetten vorgehalten werden. Ab 2009 wird die Zahl auf 148 Betten in 14 Kliniken aufgestockt. Dazu gibt es fünf Hospize mit 70 Betten.

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