Pflege zu Hause

Training für Angehörige soll Ängste abbauen

In Schleswig-Holstein werden viele Menschen direkt nach einem stationären Aufenthalt in ein Pflegeheim eingewiesen. Damit die Zahl der Einweisungen wieder sinkt, bietet das Modellprojekt "Familiale Pflege" eine Schulung für Angehörige an. Die Initiatoren haben nun ein Zwischenfazit gezogen.

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KIEL. Immer mehr Menschen in Schleswig-Holstein nutzen das Projekt "Familiale Pflege" und lassen sich schulen, um Angehörige nach einem Klinikaufenthalt selbst betreuen zu können. Die Initiatoren des 2012 gestarteten Modellprojektes zogen in Kiel nun ein positives Zwischenfazit.

Demnach nutzen 1605 Angehörige im vergangenen Jahr das Training für die häusliche Pflege. Die dafür geschulten Pflegetrainer, die das Modellprojekt finanzierende AOK Nordwest, das Gesundheitsministerium und die projektleitende Universität Bielefeld, zeigten sich damit zufrieden. Landesgesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) nannte das Projekt vorbildlich und erwartet, dass die Bedeutung der Schulungen noch zunehmen wird.

Denn bislang werden in keinem anderen Bundesland so viele Pflegebedürftige stationär versorgt wie in Schleswig-Holstein. 60 Prozent von ihnen kommen direkt aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim. 

Alheit äußerte bei der Zwischenbilanz die Hoffnung, dass sich manche Einweisung ins Pflegeheim nach einem stationären Aufenthalt durch die Schulungen vermeiden lässt.

Zahl der Pflegetrainer soll erhöht werden

Die speziell für die Schulungen ausgebildeten Pflegekräfte geben Tipps unter anderem zur Mobilisierung, zur Versorgung bei Inkontinenz und zur Prophylaxe. Landesweit gibt es inzwischen 60 solcher Pflegetrainer an 24 Krankenhäusern. Ihre Zahl soll ausgebaut werden, künftig wollen auch mehr Krankenhäuser an dem Projekt teilnehmen.

Pflegetrainerin Kerstin Rosenkranz aus dem Städtischen Krankenhaus Kiel berichtete, dass die geschulten Angehörigen fast ausschließlich positiv reagieren. Viele Angehörige seien dankbar, nachdem sie zuvor Angst vor Überforderung hatten. Die Pflegetrainer können die Angehörigen bis zu sechs Wochen nach der Klinikentlassung zu Hause besuchen und ihnen Tipps geben. 

In Anspruch nehmen kann die Schulung jeder gesetzlich Versicherte in Schleswig-Holstein. Die Kosten dafür trägt die AOK Nordwest. "Ich bin mit dem Projekt hochzufrieden, weil es Ängste aufnimmt und Kompetenz vermittelt", sagte AOK-Chef Martin Litsch bei dem Zwischenfazit. 

Nach Angaben von Projektleiterin Professor Katharina Gröning wird das Projekt ständig erweitert. Neben Schleswig-Holstein sind auch Nordrhein-Westfalen und Hamburg Modellregionen für das Projekt "Familiale Pflege". (di)

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