KV-Vertreter

Impferfolge hängen von der Ärzte-Vergütung ab

Will Deutschland endlich eine wirksame Impfstrategie zustande bringen, muss an der ärztlichen Vergütung für Impfungen geschraubt werden, betonen KV-Vertreter.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Höhere Impfquoten lassen sich womöglich durch eine bessere Vergütung der Ärzte erreichen.

Höhere Impfquoten lassen sich womöglich durch eine bessere Vergütung der Ärzte erreichen.

© Uwe Bumann/Fotolia.com

FRANKFURT. Schutzimpfungen gehören zu den wirksamsten Präventionsinstrumenten überhaupt - aber in Deutschland nehmen die Impfquoten seit Jahren tendenziell ab.

Zwei Ursachen hat der Chef des Berliner Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES), Professor Bertram Häussler, im Rahmen seiner Arbeiten am Arzneimittel-Atlas ausfindig gemacht:

- eine gesundheitspolitische Kultur, die im Osten weitaus höhere Impfquoten erklären kann und die aus DDR-Zeiten bis heute nachwirkt und

- ein inverser Zusammenhang mit Bildungsgrad und sozioökonomischem Status: je höher der ist, desto größer ist die Skepsis gegen Impfungen.

Ärzte und Pfleger lassen sich selbst eher selten impfen

Möglicherweise gibt es auch eine dritte Ursache, auf die der Frankfurter Pharmakologe Professor Theo Dingermann bei einer Diskussionsveranstaltung des Verbandes forschender Pharmaunternehmen in Frankfurt aufmerksam machte: Das eigene Impfverhalten von Ärzten und Krankenpflegepersonal. Hier gebe es nur einen Anteil von etwa 15 Prozent, die bereit seien, sich impfen zu lassen. "Angesichts dessen ist es skandalös, eine allgemeine Impfpflicht zu fordern. Die wäre für Ärzte am ehesten nötig", schimpfte Dingermann.

Eine weitere Ursache könne sein, so vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer, dass die Krankheiten, denen mit Impfungen vorgebeugt wird, ihren Schrecken verloren haben, weil sie aufgrund effektiver Impf-Prävention kaum noch erlebt werden können.

"Der Erfolg der Impfung ist zugleich ihre Krux, denn das Risikobewusstsein sinkt." Wichtig sei deshalb die Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen: der Ärzte, Unternehmen, Krankenkassen und auch der Politiker, um eine öffentliche Impfstrategie in Gang zu setzen. Tief enttäuscht zeigte sich Fischer über die große Koalition: "Ich bin empört, dass Impfen im Präventionsgesetz überhaupt nicht vorkommt."

Zuschläge könnten Impfquote erhöhen

Von Seiten anwesender KV-Vertreter aus Hessen und Rheinland-Pfalz kam der Hinweis, dass eine erfolgreiche Impfstrategie auch von der Vergütung für die Vertragsärzte abhängig sei. Das gelte nicht nur für die Impfung an sich, sondern vor allem für die aufwendige Impfberatung, insbesondere bei Impfskeptikern.

Die Vertreterin der Ersatzkassen in Hessen, Claudia Ackermann, relativierte diesen Einwand: Alle Kassen in Hessen - außer der AOK - zahlten Zuschläge für Impfleistungen in der Erwartung, dass die Impfquote dadurch gesteigert werden kann. Eine Evaluation werde zeigen, ob das erfolgreich sei. Ein Misserfolg werde nicht ohne Konsequenzen bleiben, warnte Ackermann.

Tatsache ist: Weltweit ist nach Angaben der WHO die Zahl der Todesfälle durch Masern von 2000 bis 2012 von 560.000 auf 122.000 gesunken. Betrachtet man den Effekt aller Impfungen zusammen, so wurden im gesamten Zeitraum von 2000 bis 2012 13 Millionen Todesfälle verhindert.

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