Alternde Belegschaft

Die AU-Quote wird steigen

Der demografische Wandel ist auch für Unternehmen eine große Herausforderung. Allein in Bayern wird sich der Anteil der über 60-Jährigen im Job bis 2030 verdoppeln, zeigt ein Report der Barmer GEK - Chance oder Hürde?

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Der demografische Wandel stellt nicht nur für die Gesundheitsversorgung, sondern auch für Betriebe eine große Herausforderung dar. Bis zum Jahr 2030 wird sich der Anteil der über 60-Jährigen an der Erwerbsbevölkerung in Bayern von derzeit neun Prozent auf knapp über 16 Prozent nahezu verdoppeln.

Schon heute ist der Anteil der Beschäftigten, die älter als 55 Jahre sind, in einigen Berufsgruppen überdurchschnittlich hoch, erklärte der Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in Bayern, Gerhard Potuschek, am Dienstag in München.

So liegt der Anteil der über 55-Jährigen in den allgemeinbildenden Schulen bei 33 Prozent, bei der Polizei und in der Justiz bei 30 Prozent und in der öffentlichen Verwaltung bei 27 Prozent, sagte Potuschek bei der Vorstellung des Gesundheitsreports 2015 der Barmer GEK für Bayern.

Mehr chronische Erkrankungen

Mit dem Alter der Arbeitnehmer wird sich auch die Zahl der chronischen und altersbedingten Erkrankungen erhöhen. So erwartet die Barmer GEK, dass die Zahl der Erkrankungen des Auges bis 2030 um 37 Prozent steigen wird.

Herzkrankheiten werden um 25 Prozent, der Diabetes mellitus wird um 18 Prozent und die Zahl der Krebserkrankungen um 16 Prozent wachsen.

"Demografischer Wandel geht nicht ohne die Zunahme der Arbeitsunfähigkeitszeiten", erklärte der Arbeitsmediziner Dr. Jürgen Tempel. Die Frage an erkrankte Arbeitnehmer, vor allem wenn es sich um eine chronische Krankheit handelt, nach dem Befinden und der Prognose, wecke bei den Betroffenen oft Angst um den Arbeitsplatz.

Eine solche Vorwurfshaltung sei nicht gesundheitsförderlich, erklärte Tempel. Stattdessen sollten sich die Arbeitgeber die Frage stellen, was sie tun können, um ihre alternde Belegschaft halten zu können.

Heben, Tragen und Schichtarbeit als Problem

Dabei gehe es in den Betrieben immer auch darum, die Balance zwischen den betrieblichen Notwendigkeiten, den aktuellen arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen und den Wünschen der Mitarbeiter zu finden, erläuterte Tempel. Heben und Tragen, Schichtarbeit oder Schnelligkeit in der Arbeit seien für ältere Arbeitnehmer ein Problem.

"Mit Zeitdruck kann man ältere Menschen zum Verzweifeln bringen", sagte Tempel. Zugleich äußerte der Arbeitsmediziner die Ansicht, dass die Betriebe bereits darauf vorbereitet sind, dass sie künftig mehr Ältere beschäftigen.

Wie das in der Praxis gelingen kann, zeige das "Haus der Arbeitsfähigkeit", ein Modell, das seit Jahren ein fester Bestandteil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements der Barmer GEK ist, erklärte Tempel.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen