Barmer

Mehr Prävention in Hamburger Betrieben möglich

Klein- und Mittelbetriebe können über Präventionsverbünde erreicht werden, fordert die Barmer.

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HAMBURG. Beim Umgang mit der Gesundheit von Arbeitnehmern muss ein Umdenken stattfinden: Beschäftigte und Arbeitgeber dürfen Krankheit in keiner Weise mit Schuld verknüpfen, zugleich müssen sich Betriebe und Beschäftigte stärker für Präventionsmaßnahmen öffnen. In beiden Punkten sieht Hamburgs Barmer-Chef Frank Liedtke Defizite.

Dabei kann er noch vergleichsweise entspannt sein: Wegen des anhaltenden Zuzugs junger Menschen gilt die Metropole im Norden als Jungbrunnen, was sich auch positiv auf die Arbeitsfähigkeit auswirkt.

Dem demografischen Wandel können sich Kassen und Unternehmen in der Hansestadt aber nicht verschließen. "Die Arbeitnehmer werden immer älter und fallen bei Krankheit länger aus. Dadurch wird es vermehrt zu Fehlzeiten kommen", sagte Liedtke bei einem Pressegespräch in Hamburg.

Mehr Eigeninitiative erwünscht

Von den rund 180.000 Barmer-Versicherten in der Hansestadt sind rund 100.000 im Erwerbsleben. Nur einen Bruchteil davon erreicht seine Kasse über Präventionsmaßnahmen.

Mit zwölf Mitarbeitern und externen Beratern werden vorwiegend größere Unternehmen aufgesucht, um über Präventionsmaßnahmen zu sprechen.

Rund 60 Betriebe im Jahr werden erreicht. In manchen gehört Prävention fast schon zur Unternehmenskultur, in anderen muss immer wieder ermuntert werden.

Die hohe Zahl an Klein- und Mittelbetrieben aber kann keine Kasse dauerhaft betreuen. Liedtke wünscht sich daher mehr Eigeninitiative und die Bildung von Präventionsverbünden, die von Kassenmitarbeitern begleitet werden. Nach seiner Auskunft gibt es bislang noch keinen solchen Verbund.

Wie es laufen könnte, zeigte der frühere Haus- und Betriebsarzt Dr. Jürgen Tempel Er war für die Gesundheit in einem Hamburger Verkehrsbetrieb mit 1600 Beschäftigten verantwortlich.

Dort wurde in einem Vertrag zwischen Unternehmensleitung und Beschäftigten festgehalten, wie man mit dem demografischen Wandel umgehen will. Ergebnis waren Maßnahmen, die es älteren Arbeitnehmern erlauben, länger arbeitsfähig zu bleiben. Hierzu zählen etwa bis zu zwölf Erholungstage im Jahr für Beschäftigte ab 55 Jahren und für chronisch Kranke.

Kranke Beschäftigte sollen keine Schuld empfinden

Wichtig ist für Tempel, dass die Alterung der Beschäftigten angenommen und über Folgen und Lösungen gesprochen wird. "Wir müssen darüber diskutieren, Schweigen ist das Schlimmste, was wir machen könnten", sagte Tempel.

Ein wichtiger Punkt: Kranke Beschäftigte sollten sich nicht unter Druck gesetzt fühlen oder Schuld empfinden, weil sie ausfallen.

Zugleich sollten sie sich aber für Vorschläge öffnen, wie sie ihre Gesundheit erhalten können. (di)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kassen-Konzepte sind gefragt

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