Aktionsbündnis Nichtrauchen kritisiert

Politik der Union unterschichtenfeindlich?

Rauchen ist ungesund, und lässt sich politisch prima instrumentalisieren. Das Aktionsbündnis Nichtrauchen fordert ein generelles Verbot für Tabakwerbung.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Moderatorin Christiana Tschoepe von der Deutschen Krebshilfe (links) im Gespräch mit ZDF-Redakteurin Silvia Lambri (Mitte) und Schauspielerin Lilian Klebow („SOKO Wien“).

Moderatorin Christiana Tschoepe von der Deutschen Krebshilfe (links) im Gespräch mit ZDF-Redakteurin Silvia Lambri (Mitte) und Schauspielerin Lilian Klebow („SOKO Wien“).

© Anno Fricke

BERLIN. Vier von fünf Lungentumoren sind durchs Rauchen verursacht. Auf diesen Zusammenhang hat der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, am Dienstag in Berlin hingewiesen.

Laut Erkenntnissen der Krebshilfe sterben bundesweit jedes Jahr 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. "Der größte Anteil tabakbedingter Todesfälle ist auf Krebserkrankungen zurückzuführen", sagte Nettekoven im Vorfeld des Weltnichtrauchertags am 31. Mai.

Der regelmäßige Griff zur Zigarette begünstige mindestens zehn Krebsarten, zum Beispiel Lungen-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs. Der Kampf gegen das Rauchen sei das dickste Brett, das es im Gesundheitswesen zu bohren gebe, so Nettekoven.

Rauchen ist Stress für Herz und Gefäße

Vor allem CDU und CSU verweigerten sich strengeren Nichtrauchergesetzen, sagte Professor Helmut Gohlke, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Aktionsbündnisses Nichtrauchen.

Damit wolle sie ausdrücklich der SPD schaden. Deren Mitglieder seien in sozial schwachen Schichten stärker vertreten als Unionsmitglieder. In der Unterschicht werde mehr geraucht, weswegen Rauchverbote den Sozialdemokraten mehr nutzen würden als den Unionsanhängern.

Gohlke führte gleichwohl gewichtige Argumente gegen das Rauchen ins Feld. "Stickoxide, Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffe des Tabakrauchs treiben den Herzschlag zusätzlich an und steigern den Blutdruck", sagte Gohlke. Das bedeute Stress für Herz und Gefäße.

Ruf nach Steuererhöhungen und Tabakwerbeverbot

Die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Nichtrauchen, Dr. Martina Pötschke-Langer, forderte eine Verteuerung für Tabakprodukte über Steuererhöhungen und ein striktes Tabakwerbeverbot.

Tatsächlich sei das Rauchverhalten bei Jugendlichen rückläufig. Allerdings drohten neue Gefahren für Jugendliche. Pötschke-Langer warnte vor einer "Renormalisierung des Rauchens" durch E-Zigaretten. Diese Produkte seien nicht harmlos.

Das Aktionsbündnis Nichtrauchen verlieh am Dienstag der ZDF-Krimiserie "SOKO Wien" das Rauchfrei-Siegel 2018. Damit werden TV-Produktionen ausgezeichnet, die auf rauchende Charaktere verzichten.

Mehr zum Thema

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Ungesunder Alkoholkonsum

Steife Leber, hohes Risiko für Leberversagen und Tod

Daten aus der UK Biobank

Fünf Lebensstilfaktoren können wohl ein Reizdarmsyndrom verhindern

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle