Austausch-Plattform für junge Patienten

Im Camp D wird Diabetes auch mal zur Nebensache

Welche Sportarten sind trotz Diabetes möglich? Im Diabetes-Camp treffen sich jugendliche Diabetiker zum Austausch – und tanken ganz nebenbei Selbstvertrauen. Die Betreuer sind zugleich Ärzte.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Die Qual der Wahl: Im Camp D können sich Jugendliche mit Diabetes zwischen zahlreichen Programmpunkten wie Sport und Workshops entscheiden.

Die Qual der Wahl: Im Camp D können sich Jugendliche mit Diabetes zwischen zahlreichen Programmpunkten wie Sport und Workshops entscheiden.

© Dirk Schnack

BAD SEGEBERG. Sie sind so gleich – und doch so anders: Jugendliche mit Diabetes führen nach Beobachtung von Kinderdiabetologin Dr. Simone von Sengbusch ein Leben, das sich in vielerlei Hinsicht nicht von dem Gleichaltriger unterscheidet. Allerdings müssen sie sich viel früher mit zentralen Fragen ihres Lebens auseinandersetzen, weil ihre Gesundheit sie damit konfrontiert.

Das ist auch ein Grund, weshalb von Sengbusch in diesem Jahr wieder eine der 130 ehrenamtlichen Betreuer im "Camp D" war, das bereits zum fünften Mal stattfand. In Bad Segeberg kamen auf Initiative von Novo Nordisk mehr als 400 Diabetiker im Alter zwischen 16 und 25 Jahren zusammen, um drei Tage lang im Camp D mehr über ihre Erkrankung zu erfahren, sich untereinander und mit Ärzten auszutauschen, aber auch um sich zu informieren, welche Hobbys und Sportarten trotz Diabetes für sie möglich sind.

Von Sengbusch weiß, wie wertvoll solche Zusammenkünfte sind. Sie selbst bietet am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein niedrigschwellige Schulungen für diese Altersgruppe in Lübeck an. Was im Camp vermittelt wird, ist nach ihrer Beobachtung nachhaltig: "Der Impact, den dieses Camp bietet, dauert Jahre an."

Träume verwirklichen? Unbedingt!

In Workshops ging es um Bulimie, Sexualität und Kinderwunsch, Sport, Apps und Social Media sowie Reisen mit Diabetes. Novo Nordisk will mit dem Camp bei den Jugendlichen das Bewusstsein stärken, dass sie mit ihren Fragen und Problemen nicht allein sind – und dass sie auch Träume verwirklichen können.

So wie Radprofi Thomas Raeymaekers, der seinen Traum nach der Typ-1-Diagnose mit 17 Jahren nicht aufgab und sich dem Team des Unternehmens, das ausschließlich aus Radprofis mit Diabetes besteht, anschloss. Oder so wie Medizinstudent Timu Oruz, der als Diabetiker und Hockey-Spieler eine olympische Medaille gewann. Beide Sportler waren beim Camp D dabei und motivierten die Betroffenen, aktiv zu bleiben und ihre sportlichen Ziele nicht aufzugeben.

Tina Olesen von Novo Nordisk hob besonders das Engagement der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer hervor, ohne die das Camp nicht möglich wäre — unter ihnen viele Ärzte. Einer von ihnen war Professor Morten Schütt, der eine Schwerpunktpraxis in Lübeck betreibt und sich seit vielen Jahren auch um politische Fortschritte für Menschen mit Diabetes bemüht.

Eine seine Forderungen ist, dass in der Politik viel stärker zwischen Diabetes Typ-1 und -2 differenziert werden muss. Unverständlich ist für Schütt, dass bundesweit trotz bedenklicher Zahlen immer noch zu wenig getan wird, um Diabetes einzudämmen.

Er nannte die Zahl von sechs Millionen Menschen in Deutschland, denen ihr Diabetes bekannt ist — und zwei Millionen, die nichts davon ahnen. Weltweit gab es nach seinen Angaben im vergangenen Jahr vier Millionen Tote durch Diabetes, von denen die Hälfte keine 60 Jahre alt wurde. Sein Eindruck: "Wir haben keinen Plan in Deutschland."

Radeln fürs Camp

Dabei sind Fortschritte möglich, wie sein Bundesland Schleswig-Holstein zeigt. Der Norden ist aktuell das einzige Bundesland mit einem Diabetesbericht. Schütt hob auch eine Diabetes AG mit zahlreichen Beteiligten im Sozialministerium hervor, nannte mobile Diabetesschulungen, Kinderdiabeteslotsen, die virtuelle Diabetesambulanz für Kinder – und eben das Camp D.

Das ermunterte die jungen Teilnehmer in diesem Jahr unter dem Motto "Colour your life", ihr Leben so zu gestalten, wie sie es möchten. Entsprechend groß war die Auswahl an Möglichkeiten, aktive Freizeitoptionen kennenzulernen. Dies reichte vom Kickboxen bis zum Standup-Paddling – und wer Rad fahren wollte, konnte damit zugleich die Energie für das Camp erzeugen.

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