Neues Präventionsprogramm

Mit Spiel und Spots über die Kinderseele informieren

Ein neues Präventionsprogramm soll Eltern und Ärzte für psychische Auffälligkeiten bei Kindern sensibilisieren.

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10 neue Merkblätter und Filme informieren über körperliche und seelische Gesundheitvon Kindern in verschiedenen Altersgruppen.

10 neue Merkblätter und Filme informieren über körperliche und seelische Gesundheitvon Kindern in verschiedenen Altersgruppen.

© Screenshot der Website seelisch-gesund-aufwachsen.de

BERLIN. Sozial prekäre Verhältnisse können Kinder und Jugendliche krank machen. Die Information und Beratung von jungen Eltern zur seelischen Gesundheit und psychischen Entwicklung ihrer Kinder gewinnt daher als Teil der Primärprävention an Gewicht.

10 neue Merkblätter und Filme stehen jetzt zur Verfügung. Eltern erhalten darin – orientiert an den Untersuchungen U1 bis U9 – Informationen und Empfehlungen, wie sie die seelische Gesundheit ihres Kindes fördern können.

Untersuchungen zeigen den Bedarf an Prävention: So zeigen 16,4 Prozent der Kinder-und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren psychische und psychosomatische Auffälligkeiten, wie der Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Hermann-Josef Kahl, bei der Vorstellung des neuen Präventionsprogramms in Berlin sagte. Kahl berief sich dabei auf die Kindergesundheitsstudie der Robert-Koch-Stiftung (KIGGS).

Psychische Affälligkeiten bei Kindern gehen nicht einfach so weg

Dieser Wert sei voraussichtlich nur die Spitze des Eisbergs. „Eltern, die tagtäglich mit den Widrigkeiten des Alltags kämpfen müssen, haben weder Zeit noch Kraft, ihren Kindern vorzulesen, mit ihnen zu kuscheln, gemeinsam zu essen und zuzuhören“, sagte Kahl.

Er wies auch darauf hin, dass psychische Auffälligkeiten bei Kindern nicht einfach vergingen. Emotionale Vernachlässigung in früher Kindheit gelte als bedeutendster Risikofaktor für eine abweichende Entwicklung im Kindes- und Jugendalter mit hoher Persistenz ins Erwachsenenleben.

Damit solche Auffälligkeiten frühzeitig auffallen und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können, wurden die zehn Merkblätter unter dem Titel „Seelisch gesund aufwachsen“ entwickelt. Entstanden sind sie unter der Federführung des Verbands der Ersatzkassen in einem Projekt von Krankenkassen, Vertragsärzten, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen und der Deutschen Liga für das Kind gemeinsam mit Kinder- und Jugendärzten.

Zudem wurden zehn Filme produziert, die Eltern in mehreren Sprachen zur psychischen Gesundheit von Kindern informieren sollen. Die Merkblätter sollen die Eltern künftig bei den U1 bis U 9-Untersuchungen erhalten.

Warum die Merkblätter so wichtig sind

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung hat aus den Daten der ambulanten Versorgung ebenfalls besorgniserregende Erkenntnisse gefiltert. Demnach ist der Anteil der Minderjährigen, bei denen während eines Jahres mindestens einmal eine psychische Störung diagnostiziert wurde, zwischen 2009 und 2017 von 23 auf 28 Jahren gestiegen.

Die Zunahme betrage also 22 Prozent, sagte KBV-Dezernentin Dr. Sibylle Steiner. Sie wies darauf hin, dass die Tatsache, dass mehr dieser Störungen diagnostiziert würden, nicht bedeute, dass sie häufiger als früher vorkämen.

Es sei aber ein Indiz dafür, dass die Sensibilität für das Thema gewachsen sei. Den Kinder- und Jugendärzten komme dabei eine Schlüsselrolle zu. 97 Prozent der Kinder- und Jugendlichen habe mindestens einmal im Jahr Kontakt zum Kinderarzt.

Ärzte erhalten die Merkblätter über die KVen und über die Websites der beteiligten Organisationen. Die Filme sind über seelisch-gesund-aufwachsen.de abrufbar. (af)

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