Online-Angebot

Mehr Aufklärung zu sexuell übertragbaren Krankheiten

Veröffentlicht:

BOCHUM. Weil sich immer mehr Menschen in Deutschland mit sexuell übertragbaren Infektionen (STI) anstecken, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein neues Online-Angebot gestartet.

Experten sollen unter www.liebesleben.de/beratung kostenlos und anonym dabei helfen, das eigene Risiko einzuschätzen.

Der Wissensstand zu HIV sei seit vielen Jahren auf einem hohen Niveau, teilte die Behörde zum Welttag Sexuelle Gesundheit (4. September) mit. Dagegen kennen laut der Studie „Aids im öffentlichen Bewusstsein“ zum Beispiel nur 14 Prozent der Bevölkerung die weitverbreitete Chlamydien-Infektion. Von ihr sind vor allem Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, bis zu 300.000 Neuinfektionen gibt es jährlich.

Notwendig seien größere Anstrengungen bei der Aufklärung, sagte Norbert Brockmeyer, Leiter des Zentrums für Sexuelle Gesundheit und Medizin („Walk in Ruhr“) in Bochum. Dort kann jeder sich testen oder impfen lassen sowie seine Partner über Ergebnisse anonym informieren. „Wir müssen in die Schulen reingehen“, betonte der Mediziner, der auch Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft zur Förderung der sexuellen Gesundheit ist.

Mehr Fälle von Syphilis

Der Welttag Sexuelle Gesundheit am 4. September soll für das Thema sensibilisieren, das alle sexuell aktiven Menschen betrifft. Es ist immer noch mit Ängsten und Scham behaftet.

Genauere Zahlen gibt es nur für die anonym meldepflichtigen Erkrankungen wie HIV/Aids, Syphilis sowie Hepatitis B. So sank die Zahl der gemeldeten HIV-Neuinfektionen 2017 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 7 Prozent auf 2700.

Dagegen stieg die Zahl der Syphilis-Erkankungen. Im Jahr 2017 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 7476 Fälle gemeldet, etwa 4 Prozent mehr als 2016. Syphilis tritt zurzeit vor allem bei Männern auf, die Sex mit Männern haben.

Viele der Infektionen sind nur mit leichten Symptomen wie Juckreiz oder Ausfluss verbunden, können aber schwerwiegende Folgen haben. So können Chlamydien bei Frauen zu chronischen Unterbauchentzündungen und bei Männern und Frauen zu Unfruchtbarkeit führen.

Sexuell übertragen werden auch Humane Papillomviren (HPV) - sie gelten als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs. Gegen HPV geimpft werden sollen Mädchen und Jungen möglichst im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Die Impfrate ist in Deutschland laut RKI noch längst nicht auf dem Niveau anderer Länder.

Wandel des Sexualverhaltens beobachtet

Hintergrund für die steigenden Zahlen bei verschiedenen Infektionen ist nach Brockmeyers Beobachtung der Wandel des Sexualverhaltens. Erste gängige Kontaktform sei Oralsex. Bei Frauen gebe es auch zunehmend Analverkehr. Damit steige das Ansteckungsrisiko.

Dating-Plattformen im Internet tragen dazu bei, dass Menschen mehr Sexualkontakte haben. „Weil man sich vorher in Chatrooms ausgetauscht hat, gaukelt dies Vertrautheit vor und es kommt zu ungeschütztem Sex“, sagte Brockmeyer. Der Schutzfaktor von Kondomen bei den sexuell übertragbaren Infektionen mit Ausnahme von HIV liegt dem Experten zufolge bei 50 bis 60 Prozent.

Im Sexualunterricht müsse viel stärker auch die Verantwortung für sich und andere betont werden, sagte der Mediziner. „Sexualität ist schön, aber entscheidend ist der achtsame Umgang mit einem selbst und mit den Leuten, mit denen man Kontakt hat.“

Freieres Sexualleben

Das Sexualleben ist heute freier als auf dem Höhepunkt der Aids-Epidemie, allerdings gibt es eine größere Verschlossenheit, darüber zu reden. „Es ist immer noch ein gesellschaftliches Tabu. Es gibt dafür auch keine allgemeingültige Sprache.“

Früh erkannt sind die meisten sexuell übertragbaren Infektionen gut behandelbar und heilen ohne Folgeschäden aus. Brockmeyer wünscht sich mehr Informationen über ihre Ausbreitung in Deutschland.

Auch die von Gonokokken ausgelöste Gonorrhö (Tripper) sollte meldepflichtig werden, so der Dermatologe. Die Zahl der Gonokokken-Infektionen wird bundesweit auf etwa 30 000 pro Jahr geschätzt. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
600 Menschen pro Tag sterben in Deutschland an Krebs. Der Vision Zero e.V. möchte dazu beitragen, dass vermeidbare, krebsbedingte Todesfälle verhindert werden.

© IRStone / stock.adobe.com

Porträt

Vision Zero: Vereint gegen Krebs

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job