Niederlande

Mehr Fälle aktiver Sterbehilfe

Die Zahl der Menschen, die auf ihren Wunsch hin von Ärzten in den Niederlanden getötet wurden, ist im vergangenen Jahr gestiegen – um acht Prozent.

Veröffentlicht:
Jeder vierte Patient, der im vergangenen Jahr aktive Sterbehilfe in den Niederlanden bekommen hat, war über 80 Jahre alt.

Jeder vierte Patient, der im vergangenen Jahr aktive Sterbehilfe in den Niederlanden bekommen hat, war über 80 Jahre alt.

© dpa

DEN HAAG. 6585 Menschen sind in den Niederlanden im vergangenen Jahr legal im Rahmen des dortigen Sterbehilfegesetzes auf ihren Wunsch hin getötet worden.

Damit ist die Zahl der Tötungsfälle um rund acht Prozent im Vergleich zu 2016 gestiegen.

Das hat die staatliche Kontrollkommission ("Toetsingscommissies") mitgeteilt. In 4,4 Prozent der rund 150.000 Sterbefälle im Nachbarland wurde insoweit "aktive Sterbehilfe" angewendet.

30 Prozent der Berichte, die Ärzte bei einer der fünf regionalen Kontrollkommissionen nach der Tötung ihres Patienten abliefern müssen, betrafen Menschen in der Altersgruppe von 70 bis 80.

Knapp 25 Prozent der Meldungen entfielen auf Patienten, die über 80 Jahre alt waren. Mehr als jeder fünfte Patient, der auf Verlangen getötet wurde, war zwischen 60 und 70 Jahre alt, heißt es.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

In 90 Prozent der Fallberichte haben Ärzte Krebserkrankungen, Erkrankungen des Nervensystems (Parkinson, MS, ALS), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen oder eine Kombination mehrerer dieser Erkrankungen als Grund für den Sterbewunsch angegeben.

Bei 166 Patienten wurde eine "beginnende" Demenz als Grund genannt, in drei Fällen ist von einer fortgeschrittenen Demenz die Rede. Psychiatrische Störungen bildeten bei 83 Patienten den Anlass für "aktive Sterbehilfe".

Der Sprecher der Kontrollkommission, der Jurist Jacob Kohnstamm, betonte, Ärzte hielten die gesetzlichen Vorschriften in ihrer Praxis der Sterbehilfe fast ausnahmslos ein. 99,8 Prozent der 6585 Berichte, die Ärzte den Prüfungsausschüssen vorgelegt haben, seien als rechtskonform eingestuft worden.

Anfang März teilte die Kontrollkommission mit, dass gegen vier Ärzte Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sind. Dabei müsse nun geklärt werden, ob die betroffenen Ärzte die geltenden "Sorgfaltskriterien" missachtet haben.

In den vergangenen Jahren sind rund 85 Prozent der Tötungen von Hausärzten vorgenommen worden. Die in den Niederlanden einflussreiche Sterbehilfeorganisation NVVE hat wiederholt darauf gedrungen, auch "lebensmüden" Patienten, die nicht terminal erkrankt sind, die "aktive Sterbehilfe" zu ermöglichen. (fst)

Mehr zum Thema

Debatte im Parlament beginnt in dieser Woche

Kanalinsel Jersey will über Sterbehilfe abstimmen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle