Petitionsausschuss hört Hausarzt zu Kodierrichtlinien an

BERLIN (mn). Der Petitionsausschuss des Bundestages hat am Montag (9. Mai) den Hausarzt Dr. Tobias Neuhauser zu den Ambulanten Kodierrichtlinien (AKR) angehört. Neuhauser bezeichnete die AKR als praxisfern und Bürokratie auslösend. "Die Arbeit an der Basis wird mit den Kodierrichtlinien erschwert", sagte Neuhauser vor den Abgeordneten im Petitionsausschuss.

Veröffentlicht:
"Die Arbeit an der Basis wird mit den Kodierrichtlinien erschwert", sagt Hausarzt Dr. Tobias Neuhauser.

"Die Arbeit an der Basis wird mit den Kodierrichtlinien erschwert", sagt Hausarzt Dr. Tobias Neuhauser.

© pressmaster / fotolia.com

Konkret ging es Neuhauser um die Detailtiefe der AKR, die Bürokratie und den Datenschutz. Die AKR beanspruchten eine Stunde mehr Zeit am Tag, die für die Patienten fehle, so Neuhauser. Zudem sei unklar, was mit den detaillierten Daten bei den Krankenkassen passiere und wer Zugriff auf diese Daten habe.

Neuhauser ist daher der Meinung, dass die AKR das Arzt-Patienten-Verhältnis gefährden und das Vertrauen zwischen Arzt und Patient verloren gehen könne. "Ich verstehe nicht, dass ich mich als Hausarzt mit dieser Kodiertiefe befassen muss", so Neuhauser.

Appell an die Abgeordneten

Von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) fühlt er sich nicht richtig vertreten. Was KBV-Chef Dr. Andreas Köhler mache, entspreche nicht der Basis der Ärzte. Er appellierte an die Abgeordneten, den Ärzten den Rücken für deren eigentliche Aufgaben freizuhalten.

BMG-Staatssekretär Stefan Kapferer sagte, dass das Gesundheitsministerium die Schwierigkeiten der AKR in der Einführungsphase erkannt habe und deswegen auch dafür sei, dass die Scharfstellung noch einmal nach hinten verschoben werde. Auch wolle sich das BMG anschauen, wo es in der Detailtiefe noch Handlungsbedarf gibt.

Ärzte könnten Patienten höher kodieren, um mehr Geld zu verdienen

Anders als Kapferer war Neuhauser nicht der Meinung, dass die AKR die Entwicklung der Morbidität genau abbilden werden. Vielmehr sehe er die Gefahr, dass durch die Verknüpfung von Kodierung und Bezahlung Ärzte in die Versuchung kommen könnten, Patienten höher zu kodieren, um am Ende mehr Geld zu verdienen.

Der Petitionsausschuss wird in seinen nächsten Sitzungen weiter über die AKR beraten. Die Petition war mit 250.000 Unterzeichnern eine der erfolgreichsten Petitionen im Ausschuss.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen