Ärzte rechnen Notfalldienst ungenau ab

Ärzte, die im Fahrdienst tätig sind, tragen zu wenige Kilometer ein, berichtet die KVWL. Aufgrund von Fahrten von Patient zu Patient sei dies auch kaum möglich, argumentiert ein Hausarzt.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

DORTMUND. In der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) erweist sich die Abrechnung der Wegegebühren im zentralen Notfalldienst als problematisch.

Offensichtlich tragen die im Fahrdienst tätigen Ärzte viel zu wenige Kilometer ein, berichtete der zweite KVWL-Vorsitzende Dr. Gerhard Nordmann bei der Vertreterversammlung in Dortmund.

"Wir haben eine deutliche Differenz zwischen den von den Johannitern und dem Arbeiter-Samariter-Bund gemeldeten gefahrenen Kilometern und jenen Angaben aus den ärztlichen Abrechnungen."

Einen möglichen Grund sieht Nordmann darin, dass die Ärzte zwar nach wie vor die Wegegebühren abrechnen müssen, die KV das Geld aber zur Refinanzierung des Fahrdienstes einbehält.

Dennoch sei es notwendig, dass die Kollegen alle Fahrten bei der Abrechnung genau dokumentieren. "Wir brauchen das Geld von den Krankenkassen, um unsere Strukturen zu finanzieren."

Nach der Neuorganisation des Notdienstes werden die Ärzte bei Hausbesuchen von den Hilfsorganisationen gefahren. Dabei gibt es Sternfahrten zu mehreren Patienten.

Bei diesen Fahrten müssen die Mediziner nicht die insgesamt tatsächlich gefahrenen Kilometer angeben, sondern bei jedem Patienten die Entfernung zwischen Praxisstandort und Wohnung des Patienten.

Nach Einschätzung des Hausarztes Dr. Martin Junker haben die niedergelassenen Ärzte im Fahrdienst gar keine Möglichkeit, die Entfernungen genau zu bemessen.

"Das nachträglich zu ermitteln, ist dem Arzt nahezu unmöglich." Junker schlug deshalb vor, dass die Fahrer dem Arzt die tatsächlich gefahrenen Kilometer mitteilen. Sie könnten das problemlos während des Patientenbesuchs in Erfahrung bringen.

Nordmann berichtete, dass die Primärkassen die Vereinbarung zu den Wegegebühren zum 30. September gekündigt haben.

"Das hat sicher mit der Befürchtung der AOK und der anderen zu tun, bei den abgerechneten Kilometern im neuen Notfalldienst nun erheblich zur Kasse gebeten zu werden." Bis eine neue Vereinbarung greife, gelte die bisherige.

KVWL-Chef Dr. Wolfgang-Axel Dryden bezweifelt indes vehement, dass der novellierte Notfalldienst zu höheren Kosten führt. Während ein Hausarzt jetzt eine lange Wegstrecke zurücklege, hätten früher mehrere Ärzte kürzere Wege gehabt.

"Außerdem stellen wir fest, dass die Anzahl der Besuche im Notfalldienst eher rückläufig ist", sagte Dryden. Die Kosten müssten "mindestens stabil" sein.

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