Gesundheits-Apps

Zwischen Lust und Frust

Die Bundesbürger zeigen sich begeistert von Gesundheits-Apps. Doch die Euphorie wird getrübt: In der Praxis hinkt Deutschland weiterhin hinterher.

Veröffentlicht:
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens wird von den Experten positiv bewertet, auch weil sie Möglichkeiten der Behandlung verbessert. Dem stimmen auch die befragten Bundesbürger zu.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens wird von den Experten positiv bewertet, auch weil sie Möglichkeiten der Behandlung verbessert. Dem stimmen auch die befragten Bundesbürger zu.

© vectorfusionart / stock.adobe.com

HAMBURG. Das Gesundheitswesen in Deutschland befindet sich im digitalen Umbruch. Akteure aus Politik, Wirtschaft und Ärzteschaft arbeiten verstärkt an einer Digitalisierung der Behandlungspfade. Doch wie steht es um die Digitalisierungsmaßnahmen in der Bundesrepublik?

Eine Frage, der die nicht-repräsentative Studie zur Digitalisierung im Gesundheitswesen (European Study on the Digitalisation of the Healthcare Pathways) von Sopra Steria Consulting auf den Grund ging.

Befragt wurden insgesamt 1200 Bürger (200 davon in Deutschland) sowie 35 Gesundheitsexperten aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen und Spanien.

Skepsis und Fortschritte

Nach Meinung der Experten befindet sich Deutschland noch immer in einer schwierigen Situation, auch weil aufgrund des föderalen Systems und der Struktur des Gesundheitswesens verschiedene Akteure in Prozesse eingebunden werden müssen. Gleichzeitig erkennen die Experten laut Studie Fortschritte, etwa in der elektronischen Patientenakte.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens wird von den Experten grundsätzlich positiv bewertet, auch weil sie Möglichkeiten der Behandlung verbessert. Dem stimmen auch die befragten Bürger in Deutschland zu, sie zeigen sich grundsätzlich offen für die Unterstützung des Behandlungsverlaufs und Pflege durch digitale Lösungen.

Immerhin 81 Prozent glauben, dass vor allem Langzeiterkrankungen mithilfe vernetzter digitaler Lösungen besser behandelt werden können. 53 Prozent sehen zudem Potenzial für mehr Patientenorientierung und Services, beispielsweise wenn Ärzte Sprechstunden per Smartphone oder Tablet anbieten. Angebote, die in der Praxis derzeit nur selten Realität sind.

Gesundheitswesen verbessern

Laut Studie sehen die Befragten in der digitalen Lösungen die Chance, das Gesundheitswesen zu verbessern (Deutschland: 76 Prozent). Das scheint dringend nötig: 44 Prozent der Befragten haben den Eindruck, das Gesundheitswesen in Deutschland habe sich in den vergangenen zehn Jahren stark oder gering verschlechtert. Dem gegenüber stehen 27 Prozent, die Verbesserungen empfinden.

Eine Lösung für mehr Tempo in der Digitalisierung könnten laut Studie neue Finanzierungs- und Anreizmodelle für die Entwicklung digitaler Lösungen sein; auch um sich abzugrenzen gegenüber den großen Playern im Healthcare-App-Geschäft.

Gemeint sind Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft (GAFAM). Deren Gesundheitsanwendungen gegenüber zeigen sich die Deutschen sehr skeptisch. Nur 21 Prozent glauben, dass GAFAM-Anwendungen zur Verbesserung des Gesundheitswesens beitragen könnten; 72 Prozent setzen ihr Vertrauen in Akteure des Gesundheitswesen, 39 Prozent in Gesundheitsbehörden, 31 Prozent in Krankenversicherer.

Im europaweiten Vergleich der Gesundheitswesen wird der digitale Stand in Deutschland laut Studie im Mittelfeld angesiedelt. (mu)

Mehr zum Thema

Neue Möglichkeiten

So hilfreich können Smart Inhaler bei Asthma oder COPD sein

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen