Kritik an Gesundheitsakte HealthVault von Microsoft

Siemens vermarktet die Gesundheitsplattform HealthVault von Microsoft in Deutschland. Datenschützer sehen das Vorhaben skeptisch.

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FRANKFURT AM MAIN (pei/ger). Experten haben auf dem Europäischen Datenschutztag in Berlin gegen die Gesundheitsplattform HealthVault von Microsoft Sicherheitsbedenken geäußert. Sie wird, wie kurz berichtet, jetzt auch in Deutschland eingeführt. Technischer Partner von Microsoft ist Siemens IT Solutions and Services.

HealthVault wird bereits in den USA und in Kanada genutzt und bietet als patientengeführte elektronische Gesundheitsakte den Kunden die Möglichkeit, Daten, Befunde und Messwerte einzuspeichern. Die Patienten können die auf externen Servern verschlüsselt gespeicherten Daten ihren Ärzten zur Verfügung stellen.

Siemens werde die Plattform betreiben und vermarkten und Partner aus der Gesundheitswirtschaft bei der Entwicklung weiterer Dienste oder Anwendungen unterstützen, so Microsoft Deutschland. In den USA würden Anwendungen für HealthVault derzeit von über 150 Unternehmen angeboten, darunter Krankenversicherungen, Medizingerätehersteller und Apotheken.

Deutsche Fachleute sehen den Vorstoß von Microsoft und ähnliche Bestrebungen von Google ("Google Health") mit Skepsis. Diese Angebote konkurrieren letztlich auch mit Patientenakten, die über die elektronische Patientenkarte zugänglich wären. So monierte Dr. Franz-Josef Bartmann, Vorsitzender des Ausschusses Telematik der Bundesärztekammer, bei einer Veranstaltung zum Europäischen Datenschutztag, dass diese Akten nicht die Kriterien erfüllten, "die wir als Ärzte und Datenschützer stellen". Auch Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, äußerte sich skeptisch über die neue Gesundheitsakte, zumal der Beschlagnahmeschutz der Daten in der Akte nicht unbedingt gewährleistet sei.

Bezweifelt wird auch das Interesse von Patienten, eine digitale Akte zu führen. Wie "Heise online" berichtet, hätten sich 2007 an einem Feldtest für eine elektronische Patientenakte mit der Barmer Ersatzkasse zu Anfang 3000 Personen beteiligt, inzwischen seien es nur noch 800. "Die Bereitschaft, aktiv seine eigene Gesundheit beziehungsweise Krankheit zu dokumentieren, ist offenbar sehr gering", heißt es.

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