Depressive: Betreuung am Telefon senkt Therapiekosten

Werden Depressive zusätzlich zur ärztlichen Behandlung telefonisch betreut, dann steigen die Lebensqualität und die Compliance. Die Kosten sinken. Das zeigt ein Programm der Debeka, das bereits seit vier Jahren läuft.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Experten am Telefon können Depressive oft dazu bewegen, die Medikamente zu nehmen.

Experten am Telefon können Depressive oft dazu bewegen, die Medikamente zu nehmen.

© Ivan Chuyev / fotolia.de

KÖLN. Die telefongestützte Begleitung kann eine sinnvolle Ergänzung zur medizinischen Versorgung von Patienten mit Depressionen sein.

Die zusätzliche Betreuung erhöht die Lebensqualität der Betroffenen und senkt gleichzeitig die Behandlungskosten. Das zeigen die Erfahrungen der Debeka Krankenversicherung.

Sie bietet seit vier Jahren in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister AnyCare Versicherten mit Depression ein Telefoncoaching an. Die Patienten werden zwölf Monate lang regelmäßig von psychischen Fachkräften telefonisch betreut.

Keine negativen Rückmeldungen von den Ärzten

Die AnyCare-Mitarbeiter informieren und beraten die Kranken. Ein zentraler Punkt ist die gezielte Aufklärung über die Medikation. Die Patienten werden motiviert, ihre Arzneimittel regelmäßig einzunehmen und Behandlungsempfehlungen zu befolgen.

"Es geht um eine zusätzliche Unterstützung zur Therapie, die Fachkräfte werden nie selbst therapeutisch tätig", sagte Katrin Berger, Leiterin des Debeka-Gesundheitsmanagements, der "Ärzte Zeitung".

Wenn die Patienten einverstanden sind, werden die behandelnden Ärzte über das Betreuungsprogramm informiert. "Wir hatten bislang noch keine negativen Rückmeldungen von den Ärzten", berichtete sie.

Teilnehmer mussten seltener in die Klinik

Die Debeka bietet die Teilnahme nur Versicherten an, die bereits stationär wegen einer Depression behandelt wurden. Von ihnen nehmen 15 bis 16 Prozent das Angebot an. Das ist mehr als bei dem Betreuungsprogramm für Herzpatienten, an dem rund zehn Prozent teilnehmen.

Debeka und AnyCare habe die Entwicklung der Gesamtbehandlungskosten der Versicherten im Betreuungsprogramm mit denen erkrankter Versicherter verglichen, die nicht telefonisch begleitet wurden.

Das Ergebnis: Durch das Programm sinken die Versorgungskosten deutlich. Die Teilnehmer mussten seltener ins Krankenhaus. War ein stationärer Aufenthalt notwendig, war er deutlich kürzer. "Die Verweildauer war nur halb so lang", sagte Berger.

Die stationären Kosten der betreuten Versicherten lagen um 30 Prozent unter denen der Kontrollgruppe. Gleichzeitig stiegen die ambulanten Behandlungskosten.

Empfundene Lebensqualität hat sich verbessert

"Es ist genau unser Konzept, dass die Patienten verstärkt ambulante Therapien in Anspruch nehmen", sagte sie. Eine Reihe von Versicherten war vor der Aufnahme in das Programm überhaupt nicht in Behandlung eines niedergelassenen Arztes.

Nach der Untersuchung hat sich die empfundene Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert. 93 Prozent empfanden das Angebot als sinnvoll und nützlich, 94 Prozent würden es weiter empfehlen.

"Wir planen, das Konzept auf weitere Krankheitsbilder auszudehnen", kündigte Berger an. Geplant ist zurzeit ein Angebot für Patienten mit Schizophrenie.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen