Anlagen-Kolumne
Mit Nib und Mab auf der Überholspur
Nib, Rib und Mab ist die Kurzform vieler Onkologika, die in den vergangenen Jahren in den USA neu zugelassen wurden. Die Suffixe Nib und Rib stehen für Kinase-Hemmer wie Alectinib oder Crizotinib. "Mab" ist die Kurzform von monoclonal antibody, wobei die Buchstaben vor der Endung jeweils Auskunft über die Herkunft beziehungsweise Art des Antikörpers geben: Maus (-omab), humanisiert (-zumab), Primat (-imab), Chimäre (-ximab) oder vollhumaner, rekombinanter monoklonaler Antikörper (-umab).
Insgesamt wurden in den USA seit 2013 nicht weniger als 52 neue Krebsmedikamente zugelassen, davon 33 in den letzten drei Jahren, 2017 waren es 14. Bei 24 von ihnen handelt es sich um Nibs und Ribs, bei 17 um Mabs.
Die Zahlen zeigen: Die Pharma- und Biotechunternehmen investieren massiv in das Segment Onkologie und sind dabei höchst erfolgreich. Alle 2017 zugelassenen Onkologiepräparate enthalten zudem neue aktive Wirksubstanzen, wobei acht in der Präzisionsmedizin eingesetzt werden. Diese krebsspezifischen monoklonalen Antikörper oder Kinasen sind einer ganz bestimmten Patientenklientel vorbehalten, den Respondern auf diese Substanzklassen. Ob sie als Monotherapie oder in Kombination verabreicht werden, hängt von der Wirksamkeit bei den einzelnen Patientengruppen ab.
Die neuen Wirkprinzipien haben allerdings ihren Preis. Die Behandlung mit dem Orphan Drug Avelumab in der Monotherapie des metastasierenden Merkelzellkarzinoms kostet zum Beispiel rund 114.000 Euro – pro Jahr. Für die betroffenen Patienten ist das Medikament gleichwohl ein Meilenstein, denn bisher gab es keine Therapie für diese Indikation.
Wer als Anleger im Orphan-Drug-Segment investiert ist, hat allen Grund, sich über Erfolge in der Forschung mitzufreuen: Die Aktien bieten Potenzial für die Zukunft.
Dr. Hanno Kühn ist Chief Investment Officer der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).