Pharmaaktien trotzen der Finanzkrise

Pharmaaktien bescherten Anlegern im bisherigen Verlauf der Finanzkrise die geringsten Kursverluste. Analysten gehen davon aus, dass die Branchenpapiere in den kommenden Monaten sogar deutlich zulegen können - und raten zum Einstieg.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Da viele Pharmaunternehmen in die Forschung investieren, gewinnen auch ihre Aktien an Wert.

Da viele Pharmaunternehmen in die Forschung investieren, gewinnen auch ihre Aktien an Wert.

© Foto: Franz Pflueglwww.fotolia.de

Die vergangenen zwölf Monate waren hart für Aktionäre: Der Deutsche Aktienindex Dax verlor 35,5 Prozent, der Dow Jones Index 33,6 Prozent und der Technologieindex Nasdaq 34,7 Prozent. Hingegen sind die Aktienkurse der im Subindex Dow Jones Eurostoxx 600 Healthcare zusammengefassten großen und mittelgroßen europäischen Pharmaunternehmen im selben Zeitraum im Schnitt nur um 14,05 Prozent gefallen.

Pharmawerte beleben das Depot

Dass die Gesundheitsaktien in der Krise so gut abgeschnitten haben, ist für Experten keine Überraschung: "Weil Patienten auch in einem Wirtschaftsabschwung weiterhin auf Medikamente angewiesen sind, gelten Gesundheitswerte als weitgehend rezessionssicher", erläutert Liu Yaming, Pharmaanalyst beim Investmenthaus Pacific Securities.

In den kommenden Monaten könnten die Kurse der Unternehmen noch durch Übernahmephantasien beflügelt werden, nachdem Pfizer angekündigt hat, für 68 Milliarden US-Dollar (51,5 Milliarden Euro) den Mitbewerber Wyeth aufzukaufen (wir berichteten).

Trotz der Finanzkrise konnte sich der US-Konzern Pfizer über ein Bankenkonsortium einen Kreditrahmen von 22,5 Milliarden Dollar (rund 17 Milliarden Euro) sichern. Analysten werten dies als Zeichen, dass weitere Übernahmen folgen könnten. "Anleger sollten Pharmaaktien derzeit eher übergewichten", sagt John Osbon, Vorstandschef der Investmentgesellschaft Osbon Capital Management.

Allerdings können auch Pharmaunternehmen Geldanleger enttäuschen: Der Schweizer Novartis-Konzern hat dies gerade getan. Er vermeldete für das vierte Quartal vergangenen Jahres einen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro. Analysten hatten mit 1,78 Milliarden Euro gerechnet. "Die Gesellschaft hat die Erwartungen nicht erfüllt", sagt Jörg De Vries-Hippen, Chefstratege für europäische Aktien bei Allianz Global Investors - jedenfalls kurzfristig klaffte eine Lücke. Die meisten Anlage-Experten gehen jedoch davon aus, dass die meisten Pharma-Unternehmen die Erwartungen erfüllen werden.

"Aktien von Pharmaunternehmen werden 2009 eine gute Performance hinlegen", sagt Morningstar-Analyst Damien Conover. Zwar würden bei einigen Gesellschaften 2011 Patente auslaufen. Generikaproduzenten könnten dann die bislang geschützten Präparate herstellen und billig auf den Markt werfen. "Diese Tatsache ist aber bereits in den Börsenkursen der Unternehmen eingepreist", sagt Conover. Dafür stünden aber die Chancen gut, dass einige Unternehmen schon bald neue, patentrechtlich geschützte Medikamente an den Markt bringen - und so für positive, kurstreibende Überraschungen sorgen. "Die Entwicklungspipelines vieler Unternehmen sind prall gefüllt", sagt der Analyst.

Wer das Risiko lieber streut, wählt den Weg über Fonds

Das Problem ist nur, dass Anleger nicht im Vorfeld wissen können, welche Gesellschaften bei der Entwicklung neuer Medikamente die Nase vorn haben werden. Osbon rät deshalb, über Aktienfonds oder Exchange Traded Funds (ETF) in den Sektor zu investieren. Die Börsen gehandelten ETF bilden Pharmaaktienindices direkt nach. Deshalb fallen keine Ausgabeaufschläge und nur geringe Verwaltungsgebühren an. Über den DB X-Tracker DJ Stoxx 600 Health Care (ISIN: LU0292103222) können Anleger so den Subindex der großen und mittelgroßen europäischen Pharmaaktien kaufen.

Der Ishares DJ Euro Stoxx Health Care (DE0006289333) von Barclays Global Investors bildet die Kursentwicklung und Dividendenausschüttung der großen Pharmaunternehmen aus der Euro-Zone ab.

Der Aktienfonds Fidelity Global Health Care Fund (LU0114720955) investiert in Pharmawerte rund um den Globus. Den Ausgabeaufschlag von 5,25 Prozent können sich Anleger sparen, wenn sie den Fonds über einen Discountbroker erwerben.

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