Anlagen-Kolumne

Unternehmensanleihen - die neuen sicheren Häfen?

Global agierende Unternehmen profitieren derzeit von den Konjunkturprogrammen der Staaten. Und sind mit einer herausragenden Liquidität ausgestattet.

Von Gottfried Urban Veröffentlicht:

Einst galten die Staatsanleihen der Industrieländer als solide und zuverlässig. Keine andere Anlageklasse konnte ihnen in puncto Sicherheit das Wasser reichen.

Infolge der Schuldenkrise hat sich diese Einschätzung jedoch fundamental geändert. Das Risiko der Staatspapiere hat sich deutlich erhöht.

Auf der Suche nach neuen "sicheren Häfen" könnten Anleger bei Unternehmensanleihen fündig werden.

Viele Staaten belastet

Während global agierende Unternehmen oftmals nicht wissen, was sie mit ihren immensen Kassenbeständen anfangen sollen, sind viele Staaten finanziell so klamm wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. Die Staaten bemühten sich, den Einbruch der privaten Konsum- und Investitionsnachfrage durch staatliche Konjunkturprogramme zu kompensieren.

Darüber hinaus wurde die Unternehmenssteuerlast in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesenkt. Folglich verbuchten die Staaten immer weniger Einnahmen.

Die anwachsenden Ausgaben wurden mit immer neuen Schulden finanziert. Die Unternehmen profitierten demgegenüber von dieser Wirtschafts- und Zinspolitik.

In den USA und auch in Deutschland sind Unternehmen außerhalb des Finanzsektors heute mit einer herausragenden Liquidität ausgestattet.

Schuldner sind neben verbliebenen Staaten auch globale Unternehmen

Was bedeutet dies nun für Investoren? Zu den erstklassigen Schuldnern werden neben einigen verbliebenen Staaten auch globale Unternehmen gezählt. Die Ausfallrisiken von Konzernen wie Nestlé, Unilever oder Linde werden derzeit geringer eingeschätzt als jenes der Bundesrepublik Deutschland.

Überdies sind Unternehmen bei einer schwächelnden Konjunktur deutlich unabhängiger von Banken, die gegenwärtig ebenfalls kriseln.

Ihre Überschussliquidität können die Unternehmen in vielfältiger Art und Weise verwenden: Sofern sich die weltwirtschaftliche Situation stabilisieren sollte, werden etwa Investitionen deutlich anziehen oder eigene Aktien zurückgekauft. Zu erwarten ist auch, dass zahlreiche Unternehmen die Dividendenzahlungen für die nächsten Jahre weiter anheben.

Für Zinsanleger, die in Industrieanleihen investieren, erhöht sich die Sicherheit durch die hohen Kassenbestände. Wer regelmäßige Zinserträge wünscht, sollte demnach in verschiedene europäische Unternehmensanleihen mit kurzen Laufzeiten investieren. Bei Endfälligkeit zahlt der Emittent (Unternehmen) das beim Anleger geliehene Geld zu 100 Prozent zurück.

Bonität eines Emittenten wird in einer Art Schulnote gemessen

Zu beachten ist hierbei: Das Risiko der Anleihe liegt in einem möglichen Ausfall des Schuldners. Von der Finanzkraft des Emittenten ist daher auch die Höhe der Verzinsung abhängig. Die Bonität eines Emittenten wird in einer Art Schulnote gemessen.

Dieses Rating reicht typischerweise von "AAA" = erstklassig bis "D" = Ausfall. Grundsätzlich gilt: Je schlechter das Rating, desto höher ist die Ausfallwahrscheinlichkeit, aber auch die Verzinsung. So bietet beispielsweise eine Anleihe von Thyssen-Krupp (BBB) mit einer Laufzeit von 3,5 Jahren immerhin ca. 3,2 Prozent Rendite p.a.

Eine deutsche Bundesanleihe (AAA) mit gleicher Laufzeit bringt dem Anleger lediglich eine Rendite von etwa 0,85 Prozent p.a. Die niedrigen Zinsen für Staatsanleihen der Euro-Länder und der USA: Ein weiterer Grund für Anleger, nach neuen Häfen zu suchen.

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