Unternehmensanleihen

Zeit für Gewinnmitnahme

Experten erwarten, dass die Kursrallye bei Unternehmensanleihen bald endet. Viele Banken raten deshalb: Verkaufen - und zwar im vierten Quartal.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Die globale Konjunkturerholung lockt wieder vermehrt Investoren aus Anleihen in Aktien.

Die globale Konjunkturerholung lockt wieder vermehrt Investoren aus Anleihen in Aktien.

© tom / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Mit Unternehmensanleihen konnten Anleger zuletzt attraktive Erträge erzielen. Jetzt raten Experten, die Gewinne mitzunehmen.

Die Allianz-Tochter Pimco ist mit einem Anlagevolumen von 1000 Milliarden US-Dollar der weltgrößte Investor in verzinsliche Wertpapiere.

In den vergangenen Jahren haben die Experten der Gesellschaft im kalifornischen Newport Beach das viele Geld bestens in Staats- und vor allem in Unternehmensanleihen investiert - und ihren Anlegern damit attraktive Renditen beschert.

Bestes Beispiel: Der Unternehmensanleihefonds Allianz-Pimco Corps-Corent ist seit 2009 mehr als 40 Prozent im Plus.

Auch andere auf Schuldverschreibungen von Unternehmen, sogenannte Corporate Bonds, spezialisierte Fonds haben in dieser Zeit eine hervorragende Performance erzielt.

Der Invest Eurocorps Bond 130/30 FC der Deutsche Bank-Tochter DWS konnte seit März 2009 sogar einen Gewinn von 50 Prozent einfahren. Der JP Morgan Global Corporate Bond Fund D kam im selben Zeitraum auf rund 32 Prozent.

Zinssätze liegen bei unter vier Prozent

Was die Fondsperformance getrieben hat, war der weltweite Anstieg der Börsenkurse von Unternehmensanleihen.

"Nach Ausbruch der Finanzkrise waren Investoren erst in Staatsanleihen von Ländern bester Bonität wie Deutschland und den USA geflüchtet", erklärt Dieter Thomaschowski, Inhaber des Analysehauses Thomaschowski Research & Advisory.

Die starke Nachfrage ließ die Kurse dieser Staatsanleihen massiv steigen und spiegelbildlich ihre Renditen sinken. "Anschließend hat sich dieses Spiel bei den Unternehmensanleihen wiederholt", sagt Thomaschowski.

Das hat dazu geführt, dass die Zinssätze für zehnjährige Corporate Bonds bonitätsstarker Konzerne derzeit weniger als vier Prozent betragen.

Bei Anleihen von Banken innerhalb der Eurozone waren die Zinsen nach einer Studie der auf den Finanzmarkt spezialisierten Nachrichtenagentur Bloomberg Ende September sogar auf nur noch 2,82 Prozent gefallen.

Der Grund dafür: Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hatte einen Monat zuvor erklärt, die Notenbank werde die Finanzinstitute in den Krisenländern der Gemeinschaftswährung unterstützen, damit sie keine weiteren Staatshilfen benötigen.

Investoren haben dies als Garantie verstanden, dass die EZB für die Schulden der Banken geradesteht und sich massiv auf deren Papiere gestürzt.

"Die Renditeaufschläge der Bankanleihen gegenüber Staatsanleihen sind dadurch auf breiter Front gesunken", sagt Chris Whitman, Leiter Risikosyndizierung der Deutsche Bank.

Wirtschaft in USA wächst

Nun befürchten einige Experten, dass der Höhenflug der Unternehmensanleihen bald ebenso ein Ende finden wird wie der bei den Staatsanleihen.

Die Renditen auf zehnjährige Anleihen als ausfallsicher geltender Länder wie Deutschland, Frankreich, den Niederlanden sind seit März von weniger als 1,4 Prozent auf mehr als zwei Prozent gestiegen und hat deren Kurse um mehr als 20 Prozent einbrechen lassen.

"Die globale Konjunkturerholung lockt Investoren aus Anleihen in Aktien", erläutert Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank.

In den USA wächst die Wirtschaft wieder deutlich. In der Eurozone ist die Konjunktur im zweiten Quartal dieses Jahres erstmals seit 2010 wieder leicht um 0,3 Prozent gewachsen.

Kurse werden fallen

Hellmeyer erwartet, dass der Trend anhalten wird und die Kurse von Staats- und Unternehmensanleihen kräftig fallen werden: "Bis Mitte 2014 werden die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf 2,5 Prozent steigen."

Dies würde einem weiteren Kursverlust von 20 Prozent entsprechen.

Christoph Klaper, Analyst bei der österreichischen Raiffeisenbank, geht davon aus, dass nach den Staatsanleihen die Kurse der Unternehmensanleihen bald deutlich fallen werden.

"Wir werden ab dem vierten Quartal dieses Jahres eine Verkaufsempfehlung für den gesamten Sektor der Unternehmensanleihen abgeben", sagte er dem "Wirtschaftsblatt" in Wien.

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