Kapitalanlage

Angst vor Terror hält Urlauber in Europa

Der anhaltende Reiseboom treibt Erträge und Preise von Urlaubsdomizilen in die Höhe. Privatanleger müssen dabei beachten, dass die Standortwahl über die Rendite entscheidet.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Es muss nicht unbedingt Sylt sein. Die Insel gilt als eher teures – und damit unrentables – Pflaster für Ferienimmobilien.

Es muss nicht unbedingt Sylt sein. Die Insel gilt als eher teures – und damit unrentables – Pflaster für Ferienimmobilien.

© pia-pictures / Fotolia

NEU-ISENBURG. Ein Plus von zehn Prozent bei den Buchungen, ein Zuwachs von sogar 13 Prozent bei den Einnahmen: Kapitalanleger, die Ferienimmobilien zur Vermietung erworben haben, konnten im vergangenen Jahr ihre Erträge deutlich steigern.

Das zeigen die jüngsten Branchenzahlen des Deutschen Ferienhausverbandes. Künftig dürften die Geschäfte sogar noch besser laufen, sagt Vorstandschef Tobias Wann. "Die Entwicklung der Nachfrage lässt uns zuversichtlich in die Zukunft schauen."

Denn immer mehr Europäer meiden wegen politischer Unsicherheit und der Angst vor Terroranschlägen Reisen in einst klassische Urlaubsländer wie Ägypten, Tunesien oder die Türkei.

Stattdessen erholen sie sich in Deutschland oder anderen als besonders sicher geltenden europäischen Feriendestinationen wie Spanien, Österreich oder Italien.

Insgesamt 214 Millionen Übernachtungen registrierte das Statistische Bundesamt in der ersten Hälfte dieses Jahres in Deutschland – ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Auf das Gesamtjahr gesehen könnte die Steigerung noch höher ausfallen, sagt Claudia Gilles, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Tourismusverbands. "Die Hitze des diesjährigen Sommers dürfte für einen zusätzlichen Schub gesorgt haben."

Anleger suchen Ferienimmobilien

Diese Gemengelage sorgt dafür, dass sich immer mehr Anleger Ferienhäuser und -wohnungen zur Vermietung zulegen wollen.

"Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden", sagt Eila Stahnke, Projektleiterin beim Bauträger Bonova, der gerade ein Urlaubsquartier mit insgesamt 53 Feriendomizilen am Strelasund zwischen der Insel Rügen und Stralsund entwickelt.

Auch im Ausland sind Urlaubsdomizile als Kapitalanlageobjekte begehrt. Auf der spanischen Mittelmeerinsel Mallorca seien durch die hohe Nachfrage die Preise im vergangenen Jahr im Schnitt um zwölf Prozent gestiegen, zeigt eine Studie des STI Center for Real Estate Studies in Freiburg im Breisgau.

"Die Preissteigerungen bewegen sich im gesunden Bereich", sagt Studienleiter Marco Wölfe. "Spanien hat von 2009 bis 2014 unter einer landesweiten Immobilienkrise gelitten." Nun würden Käufer wieder zurückkehren.

Anleger sollten sich beim Kauf einer Ferienimmobilie aber nicht allein am Renommee eines Standorts orientieren, sagt Göran Holst, Vorstand beim Deutschen Ferienhausverband. Denn für Objekte an besonders begehrten Lagen müssten inzwischen sehr hohe Preise gezahlt werden.

"Eine Ferienwohnung auf Sylt kann heute so teuer sein, dass sie sich unter Mietrenditegesichtspunkten nicht einmal dann lohnt, wenn sie ganzjährig vermietet wird", sagt Holst.

Die Käufer würden in diesen Fällen allein auf weiteren Wertzuwachs der Immobilien spekulieren. "Nur weil der Kaufpreis auf Sylt dreieinhalb Mal so hoch ist wie auf Fehmarn, heißt das noch lange nicht, dass Urlaubsgäste bereit sind, auf Sylt auch dreimal so hohe Mieten zu zahlen", sagt der Experte.

Sinnvoller sei es, nach Objekten zu suchen, die vergleichsweise günstig erworben werden können, aber dafür attraktive Mieterträge generieren. Dazu zählten auch Ferienhäuser und -wohnungen in den Mittelgebirgsregionen von Harz und Sauerland.

Die seien nicht nur für Kurzreisen bei deutschen Urlaubern aus den umliegenden Großstädten wie Braunschweig und Hannover sowie des Ruhrgebiets begehrt. "Harz und Sauerland werden auch von Gästen aus Skandinavien und den Beneluxstaaten stark nachgefragt", sagt Holst.

Bis zu 40Prozent Eigenkapital nötig

Bei der Finanzierung von Ferienobjekten sind Banken in der Regel vorsichtig, sagt Ralph Kinnart, Immobilienexperte bei der Kölner Vermögensverwaltung B&K. "Die häufigen Mieterwechsel sorgen für einen höheren Verschleiß und somit für einen größeren Renovierungsaufwand."

Deshalb müssten Käufer häufig bis zu 40 Prozent des Kaufpreises mit Eigenkapital bestreiten. Dies gelte auch bei Objekten im Ausland und deren Finanzierung durch Kreditinstitute vor Ort.

"Die Beleihungswerte sind dort ähnlich niedrig wie in Deutschland", sagt Kinnart.

"Anleger sollten sich daher bei der Wahl ihrer Ferienimmobilie an deren Preis und ihrem vorhandenen Eigenkapital orientieren", rät Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum. Dabei sollten sie auch einen Puffer für unvorhergesehene Reparaturen einplanen.

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