Werben für die Niederlassung

Nach der Arbeit das Vergnügen

Lernen im Seminar – und dann ab aufs Rad! So sieht der Tag bei der Summerschool der KV Hessen aus. Das Ziel: Medizinstudenten die Angst vor der Niederlassung zu nehmen.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Ab auf die Mountainbikes: Nach dem Seminartag lernen die Teilnehmer die Region bei Ausflügen kennen.

Ab auf die Mountainbikes: Nach dem Seminartag lernen die Teilnehmer die Region bei Ausflügen kennen.

© KV Hessen

WILLINGEN. Der Zeiger rückt vor, es ist 16 Uhr. Seminarende! Doch bei der Summerschool der KV Hessen gilt das nur für den theoretischen Teil: Nach sieben Stunden im Tagungshotel geht es nun in den Kletterpark, zur Radtour oder in die Brauerei. Ziel ist es, mit Spaß die vertragsärztliche Tätigkeit vorzustellen, die im Medizinstudium oft kein Thema ist.

Deshalb steht diese im Zentrum des neuen Nachwuchsförderungsprojekts der KV Hessen (KVH): Die Vorträge der Summerschool tragen Titel wie "Mein Traum von der eigenen Praxis" oder "Ich als Chef".

Von Kooperationsmodellen über Finanzierung einer eigenen Praxis

"Es werden gezielt die Fragen adressiert, die angehenden Ärzten auf der Seele brennen", erklärt Bianca Jertz, Teamleiterin Förderung Weiterbildung. Das sind Vergütung und Finanzierung, aber auch Mitarbeiterführung oder die Einbindung in die Selbstverwaltung. "Vor allem mögliche Kooperationsformen sowie die Praxiswertermittlung sind von vielen Teilnehmern angesprochen worden."

Zehn Medizinstudenten haben bei der ersten Runde der Summerschool, die in Willingen im Sauerland stattfand, teilgenommen. Ihre Pläne zur zukünftigen Facharztweiterbildung sind höchst unterschiedlich: Allgemeinmedizin, aber auch Neurologie oder Orthopäde waren vertreten.

Was ihnen gemein ist, ist das explizite Interesse an einer Niederlassung: Das ist Voraussetzung für die Teilnahme. "Und in diesem Vorhaben wurden auch alle Teilnehmer bestärkt", resümiert Jertz. Die KV Hessen hat die Teilnehmer einen Evaluationsbogen ausfüllen lassen, aus dem dieses hervorgeht. Auch sollen so Lehren für künftige Seminare gezogen werden.

Denn obwohl die Premiere von den Teilnehmern "überschwänglich gelobt" wurde, gibt es Nachsteuerungsbedarf: So hätten sich die Studenten vor allem gewünscht, dass ein Arzt aus der Praxis zu Wort gekommen wäre. "Das Bedürfnis, mit einem Kollegen aus der Niederlassung darüber zu sprechen, wie der Alltag wirklich aussieht, ist groß", haben die Betreuer beobachtet. Daher ist geplant, diesen Punkt in das Programm für die Winterschool, die vom 2. bis 6. März stattfinden wird, aufzunehmen.

Bis dahin soll das Programm auch bekannter sein. Denn in der ersten Runde wurden noch nicht alle Plätze belegt. "Einige Teilnehmer mussten auch kurzfristig absagen, weil sie noch in der Famulatur sind", sagt Jertz. Die Konsequenz: Die kommende Summerschool könnte zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

Ziel: Werben für die Niederlassung

Für die beiden Vorstandsvorsitzenden der KV Hessen, Frank Dastych und Dr. Günter Haas, ist die Arbeit an Summerschool und Winterschool ein logischer Schritt: "Mit unserer Nachwuchskampagne werben wir bereits im vierten Jahr für die Niederlassung in einer Praxis", erklären sie (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Mit der Summerschool vermittle die KVH nun ganz praktisch Wissenswertes über die Niederlassung. Die KVH trägt die Kosten, die Teilnahme für die Studenten ist kostenfrei.

Auch die frühe Bindung an die KV ist ein Ziel. "Viele sind erstaunt, wie viel Unterstützung es auf dem Weg zur eigenen Niederlassung von der KV Hessen gibt", beobachtet Jertz. Große Bedeutung haben für die jungen Ärzte dabei vor allem Arbeitszeit und Vergütung. Anhand von KBV-Statistiken hätte man hier eine klare Antwort geben können. Viele habe die Frage bewegt, wie viele Stunden ein niedergelassener Arzt tatsächlich arbeite.

Denn, das haben auch die Medizinstudenten wohl gemerkt: Das Landleben bereits ab 16 Uhr genießen zu können, ist auch in Willingen ein Privileg der Summerschool.

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Kommentare
Dr. Henning Fischer 15.09.201608:28 Uhr

"...Das Bedürfnis, mit einem Kollegen aus der Niederlassung darüber zu sprechen, wie der Alltag wirklich aussieht, ist groß..."


wo ist das Problem? Meine Adresse unter www.dr-henning-fischer.de

Bei aller Werbung bitte nicht vergessen zu erwähnen:

- die Kassen bezahlen (laut KVWL) lediglich 62% der erbrachten Leistungen
- der Fallwert in der GKV ist in den letzten 20 Jahren kaum gestiegen
- die GOÄ-Honorare wurden seit 20 Jahren überhaupt nicht mehr erhöht
- Politik und Kassen halten hartnäckig an Regressen fest
- als Kassenarzt hat man quasi keine Rechte, aber maximale Pflichten
- die Bürokratie wächst wie ein Krebsgeschwür

usw. usf.

Das Verschweigen dieser Tatsachen könnte Betrug sein.

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