Der Chefarzt der Zukunft muss das Führen lernen

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Von Ilse Schlingensiepen

Im Wettbewerb um gute Ärzte müssen Kliniken künftig verstärkt mit nichtmateriellen Faktoren punkten.

DÜSSELDORF. Der Verband der Leitenden Krankenhausärzte (VLK) plädiert für die Einrichtung einer "Führungsakademie für leitende Ärzte". Mediziner bräuchten ein Führungstraining, um den Anforderungen eines modernen Krankenhausmanagements gerecht werden zu können, sagte VLK-Präsident Professor Hans-Fred Weiser beim Krankenhaustag auf der Medica.

"Bei der Bewerbung für leitende Funktionen sollte es künftig Voraussetzung sein, dass jemand ein solches Training schon gemacht hat, und nicht dass er 150 Publikationen vorweisen kann", sagte Weiser. Die Vermittlung von Führungsfertigkeiten muss seiner Meinung nach nicht Teil der Universitätsausbildung sein.

Die Unzufriedenheit mit Hierarchien und dem Führungsstil ist einer der Faktoren, die Ärzte nach einiger Zeit im Krankenhaus dazu bringt, sich auf nicht-kurative Berufsfelder zu orientieren. "Das wird ebenso negativ bewertet wie die Arbeitszeiten", sagte Thorben Bardowicks, Personalberater bei Kienbaum. Der von Männern am häufigsten genannte Grund für die Abwendung vom Arztberuf sei zwar die Vergütung, berichtete er. Vergleiche mit anderen Akademikern zeigten aber, dass die Anfangsgehälter nicht niedriger seien. "Am Geld allein kann es nicht liegen", sagte Bardowicks.

In ihrer Personalstrategie müssten sich die Krankenhäuser künftig verstärkt um nicht-materielle Anreize kümmern, sagte Professor Barbara Schmidt-Rettig von der Fachhochschule Osnabrück. "Ärzte haben hohe Erwartungen an die Weiterbildung, an die Führungskompetenz von Vorgesetzten und an die Unternehmenskultur." Voraussetzung dafür sei eine genaue Analyse der Erwartungen von Medizinstudierenden und Berufsanfängern. Natürlich spiele auch das Thema Vergütung nach wie vor eine wichtige Rolle. " Aber finanzielle Anreize können die Krankenhäuser nur im begrenzten Umfang zur Verfügung stellen", sagte sie.

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