Abwehrschlacht gegen Privatkliniken vergebens?

Beim Kasseler Gesundheitsforum wird offenbar: Regionale Egoismen erschweren kommunalen Kliniken das Überleben. Vielmehr solle die Politik auch mal loslassen können.

Von Katja Schmidt Veröffentlicht:
HSK in Wiesbaden: Bald mit Rhön-Anteilen.

HSK in Wiesbaden: Bald mit Rhön-Anteilen.

© dpa

KASSEL. Wie können kommunale Krankenhäuser auch künftig im Wettbewerb am Krankenhausmarkt bestehen? Das war ein zentrales Thema beim "Kasseler Gesundheitsforum".

"Wir stehen an einem Scheideweg", analysierte Gastgeber Gerhard M. Sontheimer, Chef des kommunalen Krankenhauskonzerns Gesundheit Nordhessen Holding (GNH), die aktuelle Situation. Sontheimer will mehr Spielraum für kommunale Klinikunternehmen.

Der Marktanteil der großen privaten Klinikketten wachse immer weiter. Auch große kommunale Häuser würden inzwischen von ihnen übernommen.

Alternative Modellen hingegen scheiterten zu oft an den politischen Akteuren in den einzelnen Kommunen: "Jeder will eine Mehrheit im Aufsichtsrat."

Ob und inwieweit das als Kommentar auf den Teilprivatisierungsprozess für die kommunalen Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden zu verstehen ist, ließ Sontheimer offen.

Seit Mitte Januar ist klar, dass die Rhön-Kliniken dort einsteigen sollen. Das kommunale Schwergewicht GNH war ebenfalls interessiert, hatte aber kein endgültiges Angebot abgegeben. Zu den Gründen äußerte sich Sontheimer nicht.

Sich selbst als Politik zurücknehmen

Das hessische Sozialministerium wirbt derzeit für kommunale Klinikverbünde - regionale und überregionale. Beim Gesundheitsforum betonte Steffen Saebisch, Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium, generell sei eine Zusammenarbeit nötig, um die kommunalen Kliniken erfolgreich zu konsolidieren.

Moderator Heinz Lohmann, Berater in der Gesundheitswirtschaft und ehemals Chef des Landesbetriebs Krankenhäuser in Hamburg, kündigte an, die Entwicklung in Hessen genau zu beobachten.

Er deutete Saebischs Aussagen als Appell, Landkreis überschreitende Krankenhaus-Kooperationen anzustreben, die bislang an regionalen Egoismen und landesgesetzlichen Regelungen gescheitert seien.

"So deutlich habe ich das von der Politik bislang noch nicht gehört", sagte er mit Blick auf andere Bundesländer.

Der Aufsichtsratsvorsitzende der B.Braun Melsungen AG, Ludwig Georg Braun, empfahl den Aufsichtsgremien kommunaler Kliniken: "Nehmen sie sich als Politik zurück." Gleiches gelte für kirchliche Träger. Den Klinikmanagern solle mehr Verantwortung überlassen werden.

Das Gesundheitsforum fand zum vierten Mal statt und stand unter dem Motto "Gesundheitswirtschaft als Wachstumslokomotive und Jobmotor".

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