Cyberknife

Neue Waffe gegen Krebs in Erfurt

Neue Hoffnung für Krebskranke in Mitteldeutschland: In der Erfurter Helios-Klinik ist das Strahlengerät "Cyberknife" eingeweiht worden. Es befeuert Strahlen aus 1500 Winkeln auf den Tumor - und soll zur Wunderwaffe gegen Krebs werden.

Von Robert Büssow Veröffentlicht:
Das erste Cyberknife in Mitteldeutschland steht am Erfurter Helios-Klinikum.

Das erste Cyberknife in Mitteldeutschland steht am Erfurter Helios-Klinikum.

© Büssow

ERFURT. Im Kampf gegen Krebs kommt in Erfurt eine neue Technologie zum Einsatz, die eine schnellere und präzisere Bestrahlung von Tumoren erlaubt.

Am neu eröffneten Institut für Strahlentherapie und Radiochirurgie werden Krebszellen mit moderner Robotertechnik und hochdosierten Röntgenstrahlen abgetötet. Neu an dem sogenannten Cyberknife-Verfahren ist, dass der Patient nicht mehr fixiert werden muss.

Tief eingebunkert hinter dicken Betonwänden der Erfurter Helios-Klinik ist es das erste Strahlenmesser in Mitteldeutschland - bundesweit gibt es erst acht Anlagen.

"Die bei bisherigen Systemen zwingend erforderliche scharfe Fixierung des Kopfes entfällt. Behandlungen im Kopfbereich sind damit völlig schmerzfrei", erklärt Dr. Hans-Ulrich Herold, Leitender Arzt der Strahlentherapie am Helios-Klinikum in Erfurt.

Das Cyberknife kann auch für die Bestrahlung der Wirbelsäule, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Prostata eingesetzt werden.

Möglich wird dies durch eine permanente Überwachung der Atembewegungen und eine Anpassung des Roboters. Dadurch ist die Bestrahlung auch nicht mehr auf den Kopf beschränkt, sondern im gesamten Körper möglich.

Strahlen aus 1500 verschiedenen Winkeln

Der Patient muss eine Weste tragen, mit deren Hilfe trotz Bewegungen die genaue Position des Körpers erfasst wird. Der sehr gelenkige Roboter reagiert darauf sofort.

Das erinnert nicht nur an eine Autofabrik, tatsächlich handelt es sich um einen umgerüsteten Industrie-Schwenkarm vom Maschinenbauer Kuka - Kostenpunkt vier Millionen Euro.

Bis zu 300 Patienten sollen im nächsten Jahr unter das Cyberknife. Vor allem für Menschen mit schwer behandelbaren Tumoren stehen die Heilungschancen Hans-Ulrich Herold zufolge damit deutlich besser als bisher - etwa für Lymphknotenmetastasen, Nieren- und Leberzellkarzinom oder auch den aggressiven Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Der Roboter feuert nacheinander schwach dosierte Strahlen aus bis zu 1500 verschiedenen Winkeln so ab, dass sich die tödliche Dosis nur im Tumorgewebe anreichert.

Dadurch werden Nebenwirkungen und Schäden an gesundem Gewebe deutlich reduziert, erklärt Chefarzt PD Dr. Klaus Hamm. "Das Cyberknife dient der Abtötung eines ganz bestimmten Bereichs mit einer hohen Dosis, die in der Regel nur einmalig angewendet wird."

Wochenlange Torturen mit bis zu 30 Sitzungen entfallen, allerdings eignet sich das Verfahren nur für kleine Tumore mit bis zu fünf Zentimeter Durchmesser. Bei Brustkrebs sei das Cyberknife daher das falsche Instrument.

Die Behandlung erfolgt ambulant und ohne Narkose - im Normalfall könne der Patient daher gleich wieder nach Hause gehen. Die Kosten beginnen bei 6500 Euro und werden nicht von jeder Krankenkasse übernommen.

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