Nach der Charité

Missbrauch in Kliniken nicht gehäuft

Der Missbrauchsfall an der Berliner Charité hat die Kliniken in den Fokus gerückt. Dabei ist sexueller Missbrauch in Krankenhäusern nicht häufiger als anderswo. Das bestätigt auch die Polizei.

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Wichtig auch für Kliniken: Kinderschutzkonzepte.

Wichtig auch für Kliniken: Kinderschutzkonzepte.

© Yvonne Bogdanski / fotolia.com

BERLIN. Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pfleger auf der Kinderrettungsstelle arbeitet die Berliner Universitätsklinik Charité nun mit externer Hilfe an einem Kinderschutzkonzept. So etwas fehlt in vielen anderen Krankenhäusern.

"In Kliniken kommt sexuelle Gewalt gegen Kinder genauso vor, wie anderswo in der Gesellschaft", sagte die Leiterin der Beratungsstelle Kind im Zentrum Sigrid Richter-Unger, die dem externen Expertenteam der Charité angehört, der "Ärzte Zeitung".

Anders als es die Berichterstattung über den Fall mitunter nahegelegt hat, scheint sexueller Missbrauch in Krankenhäusern jedoch nicht häufiger zu sein als anderswo.

Bei der Berliner Polizei besinnt man sich auf keinen weiteren Fall in diesem Jahr. Auch Richter-Unger erinnert sich nur an den spektakulären Fall im Helios-Klinikum Berlin-Buch im Dezember vor zwei Jahren.

Dennoch sei es wichtig, dass Kliniken Strukturen schaffen, die Kindesmissbrauch vorbeugen. "Sie müssen das Bewusstsein entwickeln, dass so etwas auch bei ihnen passieren kann", sagte Richter-Unger.

Das Thema müsse neuen Mitarbeitern schon bei der Einstellung kommuniziert werden, um eine Atmosphäre der Offenheit zu schaffen. "Darüberreden darf nicht mit Anschwärzen gleichgesetzt werden", so die Kinderschutzexpertin.

Sie wies aber auch darauf hin, dass die Arbeitsverdichtung in Krankenhäusern die Kommunikation erschwere. "Die Versorgung ist immer enger getaktet. Da bleibt die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern oft auf der Strecke", sagte Richter-Unger dieser Zeitung.

Die Expertin hat auch das Helios-Klinikum in Berlin-Buch bei der Erarbeitung und Umsetzung eines Kinderschutzkonzeptes unterstützt. Dort wurde im Lauf von 14 Monaten ein ganzes Bündel von Maßnahmen gestartet.

Dazu zählten neben der Schaffung von zentralen Anlaufstellen und der Forderung nach dem erweiterten polizeilichen Führungszeugnis bei Neueinstellungen, die jetzt auch die Charité plant, unter anderem auch Mitarbeiterschulungen.

Solche Maßnahmen können potenzielle Täter abschrecken und Zeugen ermutigen, Verdachtsmomente anzusprechen, meint Richter-Unger. (ami)

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