Antibiotika-Resistenz

40.000 Tote? BMG streitet ab

Nach Medienberichten rechnen Ärzte bei Kliniktoten jedes Jahr mehr als 30.000 Mal die Behandlung oder Diagnose eines multiresistenten Keims ab. Das Bundesgesundheitsministerium weist das zurück.

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BERLIN. Das Bundesgesundheitsministerium hat Medienberichte zurückgewiesen, wonach Ärzte bei Kliniktoten jedes Jahr mehr als 30.000 Mal die Behandlung oder Diagnose eines der drei meist verbreiteten Antibiotika-resistenten Keime MRSA, ESBL oder VRE abrechnen.

Ebenso wird der These des Vizepräsidenten der deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Professor Walter Popp, widersprochen, wonach es jährlich zu mindestens einer Million Infektionen kommt, die zwischen 30.000 und 40.000 Todesopfer fordern.

Ausführlich berichteten am Donnerstag die Wochenzeitung "Die Zeit", die Zeitungen der Funke-Mediengruppe und der Rechercheblog "Correct!v" über das wachsende Risiko multiresistenter Keime für Klinikpatienten und die steigende Verbreitung dieser Keime insbesondere bei Landwirten. Dabei wird ein Zusammenhang hergestellt zur Antibiotika-Nutzung in der Massentierhaltung.

In seiner Stellungnahme geht das BMG nicht auf diesen Zusammenhang ein. Das Ministerium gibt aber zu, dass die Zahl der Todesfälle durch Klinikinfektionen "nur geschätzt werden" könne.

Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene gehe von einer falschen Annahme aus, weil sie die Zahlen der Toten, die einen resistenten Erreger in sich tragen, mit der Zahl der Todesfälle durch resistente Erreger gleichsetze.

Nach Schätzungen des Nationalen Referenzzentrums zur Surveillance nosokomialer Infektionen an der Charité stürben jährlich etwa 10.000 bis 15.000 Patienten infolge einer Klinikinfektion.

Mit dem Infektionsschutzgesetz und der Antibiotika-Resistenzstrategie seien klare Regelungen geschaffen worden. 2013 seien mit dem Hygiene-Förderprogramm 365 Millionen Euro bereitgestellt worden. (HL)

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