Kooperation

Der Teufel steckt im Detail

Eines ist klar: Ärzte können von Kooperationen profitieren – vor allem auch wirtschaftlich. Die Crux dabei ist nur die richtige Wahl der Kooperationsform. Hier gilt es, individuell betriebswirtschaftliche, rechtliche und steuerliche Faktoren gegeneinander abzuwägen.

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Mit dem Vergleichsrechner von REBMANN RESEARCH sehen Vertragsärzte, wie ihre Praxis im Vergleich zur Branche in der Region dasteht.

Mit dem Vergleichsrechner von REBMANN RESEARCH sehen Vertragsärzte, wie ihre Praxis im Vergleich zur Branche in der Region dasteht.

© Rebmann Research

Haus- und Fachärzte zeigen vermehrt ein Interesse an größeren Kooperationen. Das zeigen die Zahlen der KBV für das Jahr 2016. Demnach sank die Zahl der Vertragsärzte insgesamt gegenüber Vorjahr um 1198 auf 107.295. Gegenüber 2015 nahm die Zahl der Einzelpraxen um 378 zu, während sich die Zahl der Berufsausübungsgemeinschaften (BAG) um 199 zugunsten der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) verringerte. Dabei vergrößern sich die Praxen und MVZ mit der zunehmenden Zahl angestellter Ärzte.

Der Trend ist keineswegs besorgniserregend – im Gegenteil! Immer mehr Vertragsärzte sind sich der Vorteile und des Flexibilitätspotenzials bewusst, die ihnen eine Kooperation mit ärztlichen Kollegen bietet. Vor allen die fachübergreifenden Kooperationen, von denen es 2016 bereits 3624 gab, werden beliebter.

Vergleichsrechner legt Potenzial offen

Welches Potenzial die Kooperation in einer Berufsausübungsgemeinschaft für Ärzte birgt, zeigt eine Berechnung des unabhängigen Beratungsunternehmens REBMANN RESEARCH am Beispiel einer BAG mit drei Allgemeinmedizinern, einem hausärztlichen Internisten und einem Kinderarzt.

Diese BAG erreicht pro Jahr eine GKV-Fallzahl von 18.492. Davon entfallen auf die Allgemeinärzte 11.835 Fälle, auf den Hausarzt-Internisten 2798 und auf den Kinderarzt 3859 Fälle. Von den Gesamtkosten der BAG in Höhe von 759.205 Euro tragen die drei Allgemeinmediziner 403.716 Euro, der hausärztliche Internist 189.678 Euro und der Kinderarzt 165.811 Euro. Insgesamt erzielt eine solche BAG einen Gewinn von 721.551 Euro bzw. eine Umsatzrendite von 48,7 Prozent.

Leser der "Ärzte Zeitung" können dieses Modul im ATLAS MEDICUS bis zum 5. August 2017 kostenlos im Internet testen. Adresse: www.atlas-medicus.de/vergleichsrechner. (eb)

Bedenken bei einer Entscheidung für eine Kooperation müssen Praxischefs jedoch unbedingt, wie stark der Grad der persönlichen Freiheit sein und wohin sich die Praxis im Rahmen der kollegialen Zusammenarbeit entwickeln soll.

Die Entscheidung für eine Praxisgemeinschaft, die mehr Unabhängigkeit erlaubt als die Einbindung in eine Berufsausübungsgemeinschaft, ist in erster Linie eine persönliche, die weniger objektivierbar ist als die Wahl der Kooperationsform. Entscheidet sich ein Praxischef für die Kooperation, so kann er über die Anstellung von Ärzten genauso nachdenken wie über die Gründung einer BAG oder eines MVZ.

Mit dem Vergleichsrechner des Anbieters REBMANN RESEARCH sehen Vertragsärzte, wie ihre Praxis im Vergleich zur Branche in der Region dasteht.

Ist die grundlegende Entscheidung für eine BAG gefallen, so gilt es für Praxischefs, den individuell vielversprechendsten Rahmen für die Kooperation auszuloten. Dabei spielen Faktoren wie die Standortanalyse, die Investitions- und Personalplanung, die Gebäudeanalyse, aber auch die steuerliche und vertragliche Gestaltung sowie das strategische Konzept eine essenzielle Rolle.

Wie die Aussichten auf Erfolg der fachübergreifenden BAG-Kooperation stehen, lässt sich für jeden Praxischef individuell prognostizieren – und zwar anhand eines Betriebsvergleichs, wie ihn das unabhängige Beratungsunternehmen REBMANN RESEARCH anbietet. Dort können fachgleiche und -übergreifende Kooperationen mit einer beliebigen Anzahl von Praxisinhabern abgebildet und mit den wichtigsten Kennziffern einer gleichgestalteten durchschnittlichen Kooperation verglichen werden. Dabei besteht die Möglichkeit, sich die Kennzahlen für die komplette BAG oder das MVZ anzeigen zu lassen oder jede Fachrichtung entsprechend ihres Anteils an der Kooperation. Dies ermöglicht bei mehreren Fachrichtungen, Praxiszielwerte je Fachrichtung zu definieren.

Das Beispiel einer BAG als hausärztliches Zentrum mit drei Allgemeinmedizinern, einem hausärztlichen Internisten und einem Kinderarzt zeigt, dass eine breite Patientenklientel erreicht werden kann. Vor allem dann, wenn sich die Schwerpunkte der Allgemeinmediziner mit dem internistischen Spektrum ergänzen.

Die BAG mit mehreren gleichberechtigten Partnern stellt die anspruchsvollste Kooperationsform dar, weil sich alle Partner bei allen Themen verständigen müssen. Anders ist dies beim MVZ mit angestellten Ärzten, die keinen Einfluss auf die strategischen Entscheidungen nehmen. Allerdings ist deren Arbeitszeit meist vertraglich begrenzt, was oft eine geringere Produktivität im Vergleich zur inhabergeführten BAG bedeutet.

Die Kooperation ist somit für Vertragsärzte kein Freifahrtschein, führt aber mit der richtigen Strategie zum Erfolg. (eb)

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