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Ungerechte Heilmittel-Regresse

Anke ThomasVon Anke Thomas Veröffentlicht:

Es ist eigentlich unglaublich, und in keiner anderen Branche gibt es so etwas: Ärzte verordnen ihren Patienten Massagen, Krankengymnastik, Logo- oder Ergotherapie und können dann nach ein bis zwei Jahren dafür zur Kasse gebeten werden. Selbst wenn der Arzt sein Budget im Blick hat und darauf achtet, nicht den vorgegebenen Rahmen zu sprengen, schützt ihn das nicht vor wirtschaftlichen Konsequenzen. Die Therapeuten, die vor einiger Zeit eine Blankoverordnung von Ärzten forderten, um dann über Anzahl und Maßnahme der Therapien selbst zu entscheiden, würden von ihrer Forderung sicher Abstand nehmen, wenn sie spätere Regresse fürchten bzw. in Kauf nehmen müssten.

Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite: So manch unfreundlicher Arzt könnte – sofern ihm keine Konsequenzen in Form von Regressen drohten – durchaus auf die Idee kommen, junge, gesunde "Verdünner"- Patienten mit üppigen Massage-Rezeptierungen in die Praxis zu locken. Das ist zwar etwas zugespitzt, aber dass es irgendwo eine Maßnahme geben muss, um solchen Ideen Einhalt zu gebieten, dürfte nachvollziehbar sein – auch im Sinne aller Ärzte.

Hilfreich wäre es gewiss schon, wenn Mitarbeiter von Krankenkassen – so wie es viele Ärzte berichten – ihren Versicherten nicht unhaltbare Versprechungen machen würden à la: Natürlich erhalten Sie Massagen, Gymnastik etc. pp. Wichtig wäre auch, dass Ärzte endlich ein Instrument an die Hand bekommen, das für Transparenz sorgt. Praxisbesonderheiten hier – langfristiger Heilmittelbedarf dort – und noch dazu die richtigen Diagnosen, kodiert nach ICD-10: Der bürokratische Aufwand in Praxen wächst immer mehr. Regresse sind auf jeden Fall ungerecht und keine andere Branche würde sich das wohl gefallen lassen.

Lesen Sie dazu auch: Heilmittelprüfungen bringen Ärzte auf die Palme

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