Online-Sprechstunde: Pilotprojekte häufen sich

Online-Videosprechstunden sind keine uninteressante Option für niedergelassene Ärzte. Derzeit stecken solche Projekte zwar noch in den Kinderschuhen. Doch es werden langsam mehr.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

KÖLN. Die Techniker Krankenkasse (TK) hat kürzlich für Online-Video-Sprechstunden einen bundesweiten Vertrag mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen geschlossen und erprobt die telemedizinische Anwendung jetzt in Nordrhein-Westfalen mit den Mitgliedern des HNOnet. Jede Online-Videosprechstunde der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte wird von der TK extrabudgetär vergütet. Für die technischen Dienstleistungen zahlen die Ärzte knapp 30 Euro pro Monat an die Firma Patientus. Sie erhalten das Geld aber von der TK zurück. "Für die teilnehmenden Ärzte ist das Angebot kostenneutral", sagt der Vorstandsvorsitzende des HNOnet Dr. Lothar Bleckmann.

Auch die Barmer GEK erprobt schon die Tele-Sprechstunde. Sie setzt in Kooperation mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte auf das Online-Konsil bei jungen Patienten mit unklaren Krankheitsbildern. Auch die private Axa Krankenversicherung bietet zusammen mit dem Deutschen Hausärzteverband Online-Videosprechstunde bei Hausärzten an. Es gibt etliche weitere Beispiele.

"Die Online-Videosprechstunde ist die telemedizinische Anwendung, die in den nächsten zwei bis fünf Jahren am stärksten wachsen wird", erwartet Veronika Strotbaum vom Zentrum für Telematik und Telemedizin (ZTG). Als Treiber der Entwicklung sieht sie die Wandlung der rechtlichen Rahmenbedingungen und der Einstellung der Ärzteschaft zum Fernbehandlungsverbot – jüngst dokumentiert etwa durch die Änderung der Berufsordnung in Baden-Württemberg – sowie die Einführung einer EBM-Ziffer für die Videosprechstunde zum 1. Juli kommenden Jahres.

"Die eigene EBM-Ziffer zeigt, dass die Anwendung in der Regelversorgung angekommen ist", sagt Dr. Veit Wambach, Vorsitzender der Agentur Deutscher Arztnetze und Vize-Vorsitzender des NAV-Virchow-Bunds. Die Online-Videosprechstunde kann nach seiner Ansicht eine sinnvolle Option sein. "Voraussetzung ist aber, dass zuvor ein persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt stattgefunden hat", betont er. Auch müssten Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet sein.

Die Online-Videosprechstunde gibt nach Wambachs Einschätzung Patienten eine neue Möglichkeit, mit dem Arzt in Verbindung zu treten. "Das trägt zur Stärkung des Arzt-Patienten-Verhältnisses bei."

Wie sinnvoll die Online-Anwendung tatsächlich sein kann, zeigt den Angaben Veronika Strotbaums zufolge das Projekt der elektronischen Visite im Ärztenetz "Medizin und Mehr", das vom ZTG evaluiert wird. Nach den bisherigen Auswertungen trägt die regelmäßige Online-Konsultation durch niedergelassene Ärzte dazu bei, dass etwa Pflegeheimbewohner seltener ins Krankenhaus eingewiesen werden.

Die Online-Videosprechstunde ist die telemedizinische Anwendung, die in den nächsten Jahren am stärksten wachsen wird.

Veronika Strotbaum

Mitarbeiterin am Zentrum für Telematik und Telemedizin

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