Frankreich-Wahl

Gibt es für Anleger einen Frexit-Schutz?

Ein Sieg Marine Le Pens bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich könnte das Ende des Euros bedeuten und die Aktienmärkte auf Talfahrt schicken. Doch Anleger können sich vor drohenden Börsenturbulenzen schützen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Mit ihrer Wahl am 7. Mai entscheiden die Franzosen nicht nur über ihren neuen Staatspräsidenten oder vielleicht ihre erste Staatspräsidentin, sondern auch über die Zukunft Europas.

Mit ihrer Wahl am 7. Mai entscheiden die Franzosen nicht nur über ihren neuen Staatspräsidenten oder vielleicht ihre erste Staatspräsidentin, sondern auch über die Zukunft Europas.

© / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Es ist zwar noch ein wenig hin, Anleger sollten aber nicht zu lange warten: Am 7. Mai entscheiden die Franzosen über Europas Zukunft. Wird in der Vorrunde am 23. April unter elf Kandidaten gesiebt, fällt zwei Wochen später die Entscheidung, wer neuer Staatspräsident der Republik wird. Wobei mit Marine Le Pen, Chefin des rechtsradikalen Front National, erstmals eine Frau zum Oberhaupt im Nachbarland gewählt werden könnte.

Triumphiert die 49-jährige, dürfte das die Finanzmärkte kräftig durcheinanderwirbeln. "Le Pen hat klar gesagt, dass sie bei einem Wahlsieg Frankreich aus der EU und dem Euro führen wird", so Gerhard Rosenbauer, Portfoliomanager bei der Münchner Anlagegesellschaft Avana Invest. "Ihr Sieg würde das Ende der Eurozone bedeuten." Denn ohne die zweitgrößte Wirtschaftsnation fehlte der Währungsunion die Substanz.

Nach derzeitigem Stand der Umfragen werden Le Pen und der wirtschaftsliberale Emmanuel Macron die Vorwahl gewinnen und in der Stichentscheidung gegeneinander antreten. In der Finalrunde verorten Meinungsforscher derzeit Macron als Sieger. Doch sowohl die Volksabstimmung in Großbritannien über den Austritt aus der EU, als auch der Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl haben gezeigt, dass das scheinbar "Unmögliche" allen Umfragen zum Trotz Realität werden kann.

Flucht in Staatsanleihen?

Gewinnt Le Pen die Wahl, "hätte dies schlimme Auswirkungen auf die Börsen", meint Frank Wiesner, Geschäftsführer des Düsseldorfer Vermögensmanagers PMP. Profiinvestoren wie Fonds, Pensionskassen und Versicherungen dürften dann Aktien von Unternehmen aus Frankreich, Deutschland und den übrigen Euro-Staaten abstoßen und damit deren Kurse massiv einbrechen lassen. "Stattdessen würden sie mit ihrem Kapital in deutsche und US-Staatsanleihen flüchten. Auch der Schweizer Franken dürfte profitieren."

Optionsscheine oder doch US-Aktien?

Allerdings können sich Anleger gegen die potenziellen Börsenturbulenzen ein Stück weit absichern. "Eine Möglichkeit ist der Kauf von Put-Optionsscheinen auf den französischen Leit-Index CAC40", weiß Uwe Eilers, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement in Königsstein. Puts gewinnen massiv an Wert, wenn der Kurs des zugrundeliegenden Basiswertes fällt. Allerdings bricht der Preis dieser Optionsscheine ein, wenn der Basiswert steigt – was bei einem Wahlsieg Macrons der Fall sein dürfte. Zudem haben sie nur eine kurze Laufzeit. Deshalb sollte nur ein kleiner Betrag als "Versicherungsprämie" in solche Optionsscheine investiert werden.

Zudem besteht die Gefahr, dass Anleger bei einem Wahlerfolg Le Pens die Gewinne aus Put-Optionsscheinen wegen deren kurzer Laufzeit gar nicht einlösen können. "Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten könnten so groß geraten, dass die Börsen in Europa für unbestimmte Zeit geschlossen werden", sagt Rosenbauer. Er rät deshalb besorgten Anlegern, noch vor der Wahl einen Teil ihres Kapitals in Aktien großer US-Konzerne umzuschichten. "Zur Streuung des Vermögens könnten auch Investments in den Australischen und Kanadischen Dollar geprüft werden".

Über börsennotierte Indexfonds in den jeweiligen Landeswährungen können Anleger in die Leitindices der Aktienmärkte Australiens, Kanadas und der USA investieren. Da Indexfonds nur an der Börse gehandelt und nicht aktiv gemanagt werden, fallen keine Ausgabeaufschläge und nur minimale Verwaltungsgebühren an.

Stephan Witt, Stratege beim Berliner Vermögensverwalter Finum.Private Finance, rät wiederum "auf Aktien von Unternehmen zu setzen, die auch in der Vergangenheit Krisen schadlos überstanden haben". Dazu zählen große Konzerne, die Produkte des täglichen Bedarfs produzieren. Spitzenreiter sind Johnson & Johnson, Procter & Gamble, Nestlé und Unilever. Hingegen dürfte die Aktie des französischen Nahrungsmittelherstellers Danone bei einem Sieg Le Pens mit den übrigen Aktien des Landes einbrechen.

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