Börse und Co.

Deutsche Biotechs haben weiterhin das Nachsehen

Risikokapitalgeber und Anleger interessieren sich wieder für junge Biotech-Firmen. Deutsche Unternehmen sind bis auf wenige Ausnahmen nicht darunter.

Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Die deutsche Biotech-Branche hinkt der internationalen Entwicklung weiterhin hinterher.

Mit Ausnahme einiger weniger Leuchtturmprojekte sieht es sowohl mit Börsengängen als auch der Beschaffung von Risikokapital bei hiesigen Firmen mau aus. Entsprechend ist die Gründungsdynamik erlahmt.

Mit lediglich elf aus der Taufe gehobenen Biotechs erreichte die Anzahl der Neugründungen im vergangenen Jahr "einen neuen Tiefpunkt".

2014 seien es noch 28 gewesen, meldete am Dienstag die Unternehmensberatung Ernst & Young, die alljährlich ihren "Deutschen Biotechnologie-Report" vorlegt.

Demnach hat mit dem schwäbischen Diagnostikahersteller Curetis 2015 nur ein deutsches Biotechunternehmen das Going Public an die Börse gewagt. Während gleichzeitig 33 Biotechunternehmen anderer europäischer Herkunft und 45 US-amerikanische Firmen unter den IPO-Absolventen zu finden waren.

Bei der Beschaffung von Risikokapital stand es laut Ernst & Young für inländische Firmen nicht viel besser: Zwar stieg das aufgenommene Venture Capital gegenüber Vorjahr um rund 50 Prozent auf 236 Millionen Euro.

Doch entfielen davon mehr als die Hälfte (167 Millionen Euro) auf ein einziges Unternehmen, die Tübinger CureVac AG, die auf die Entwicklung Messenger-RNA basierter Impfstoffe spezialisiert ist.

Unter anderem hatte im März 2015 die Bill & Melinda Gates Stiftung für umgerechnet 46 Millionen Euro sechs Prozent der CureVac-Anteile erworben.

"56 Prozent weniger Risikokapital eingesammelt als im Vorjahr"

Ohne dieses exponierte Beispiel habe die deutsche Biotechbranche "56 Prozent weniger Risikokapital eingesammelt als im Vorjahr". Und auch in dieser Hinsicht sorgt der internationale Vergleich für Ernüchterung. Das Investoreninteresse an Biotechunternehmungen habe 2015 für neue Rekordzahlen gesorgt.

n den USA seien der Branche mit knapp 9,3 Milliarden Dollar 50 Prozent mehr Venture-Gelder zugeflossen. In Europa stieg das in Biotechs investierte Risikokapital annähernd gleich stark um 47 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro.

Ungeachtet dessen sei die Stimmung unter den deutschen Start-ups jedoch gut. Das liegt laut Ernst & Young unter anderem daran, dass der Branchenumsatz 2015 um 12 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro zulegen konnte. Die F&E-Ausgaben legten gleichfalls kräftig zu, um elf Prozent auf 1,05 Milliarden Euro.

Die Anzahl der deutschen Biotech-Start-ups habe sich um zwei Prozent auf jetzt 590 erhöht, die Beschäftigung stagnierte dem Report zufolge bei knapp 17.900 Mitarbeitern. (cw)

Mehr zum Thema

Metaanalyse

Schützen Biologika bei Rheuma vor Demenz?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer