Patienten haben oft unrealistische Erwartungen an die Therapie

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Akne gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen bei Jugendlichen - etwa 80 Prozent von ihnen sind betroffen. Leitsymptome sind Komedonen, Papeln, Pusteln oder Knoten im Gesicht oder am Oberkörper. Das klinische Bild ist sehr heterogen und reicht von milden Hautveränderungen bis zu schweren abszedierenden Entzündungen. Die Folgen können unter Umständen lebenslang sichtbar bleiben.

Akne schädigt nicht nur die Haut, Akne nagt auch an der Seele.

Akne schädigt nicht nur die Haut, Akne nagt auch an der Seele.

© Foto: Katie Littlewww.fotolia.de

Unabhängig von der Ausprägung der Symptome ist die psychische Belastung für die Patienten oft sehr groß - dies werde häufig von Kollegen unterschätzt, so die Erfahrungen von Professor Falk R. Ochsendorf von der Universitäts-Hautklinik in Frankfurt am Main und Professor Klaus Degitz, niedergelassener Dermatologe in München. Das sei ein Grund dafür, dass die Therapiemöglichkeiten oft nur unzureichend genutzt werden. Ein weiterer Grund: Patienten haben oft unrealistische Erwartungen an die Therapie, und bei vielen mangelt es an der notwendigen Adhärenz: Mehr als ein Drittel wendet die Medikamente nicht wie verordnet an,

In ihrem CME-Beitrag "Akne möglichst früh in die Schranken weisen" geben die beiden Mediziner einen Überblick über die Pathogenese und die medikamentösen Optionen.

Topische Therapie: Bei Patienten mit leichter Akne ist primär eine topische Therapie mit Retinoiden, Antibiotika, Benzylperoxid (BPO), Azelainsäure oder Salicylsäure indiziert - als Mono- oder Kombitherapie. Bei Acne comedonica sind topische Retinoide die Mittel der Wahl, bei Acne papulopustulosa die Kombination aus topischem Retinoid und topischen antibakteriell wirksamen Substanzen.

Mit topischen Retinoiden wie Tretionin, Isotretinoin und Adapalen sind erste Effekte nach zwei bis drei Wochen erkennbar, und nach zwei bis vier Monaten ist eine deutliche Besserung zu erwarten. In Studien ging die Zahl der Komedonen und entzündlichen Läsionen innerhalb von zwölf Wochen um 40 bis 70 Prozent zurück.

Von den topischen Antibiotika werden vor allem Erythromycin und Clindamycin angewandt. Mit beiden Substanzen wurden entzündliche Läsionen bei Patienten mit Acne papulopustulosa in zwölfwöchigen Studien um 46 bis 70 Prozent vermindert. Um Resistenzen vorzubeugen, sollten topische Antibiotika immer mit BPO kombiniert und nicht zur Erhaltungstherapie eingesetzt werden. Mittel der Wahl zum Remissionserhalt sind topische Retinoide.

BPO wirkt ebenfalls antibakteriell, indem es durch Oxidation von Proteinen die Propionibakterien abtötet. Zudem hat es auch komedolytische Effekte.

Systemische Therapie: Patienten mit mittelschwerer Akne benötigen ein orales Antibiotikum kombiniert mit einem topischen Retinoid oder BPO. Für die Akne-Therapie zugelassen sind Tetrazykline und Makrolide, die maximal drei Monate lang angewandt werden sollten. Damit lassen sich entzündliche Läsionen um 50 bis 65 Prozent reduzieren.

Bei Patienten mit schwerer Akne (Acne conglobata), die auf topische Therapien und orale Antibiotika nicht ansprechen, ist Isotretinoin für maximal 30 Tage, üblicherweise als Monotherapie, indiziert. Bei starker Entzündung kann in den ersten zwei bis vier Wochen zusätzlich mit Prednisolon behandelt werden. (mar)

Zu dem Modul "Akne möglichst früh in die Schranken weisen"

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