"30 Jahre von der Idee zum Medikament"

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BERLIN (ple). Der Galenus-von-Pergamon-Preis 2007 für das Krebsmedikament Avastin® ist jetzt beim 1. Deutschen Internistentag in Berlin verliehen worden. "Wir verstehen diese Auszeichnung als Anerkennung für eine außergewöhnliche Leistung, nämlich eine Innovation letztlich auch erfolgreich zu machen", sagte Dr. Hagen Pfundner von Roche Pharma.

Das mit dem Galenus-Preis der Kategorie A ausgezeichnete Medikament ist der monoklonale Antikörper Bevacizumab. Er hemmt die Angiogenese in Tumoren und hungert sie dadurch aus. Das 14-köpfige Preisrichterkollegium habe sich einstimmig für das Krebsmittel entschieden, das von dem Unternehmen Roche entwickelt und eingeführt worden ist, betonte Professor Erland Erdmann, Jury-Präsident, bei der Verleihung des von der "Ärzte Zeitung" gestifteten Preises. Überreicht hat der Kardiologe die Auszeichnung für die pharmakologische Innovation bei der Eröffnung des Internistentages.

"Ich freue mich deswegen ganz besonders darüber, dass der Galenus-Preis beim 1. Deutschen Internistentag vergeben wird, weil damit zum Ausdruck kommt, dass Innovationen etwas Entscheidendes sind für die Medizin, vor allem für die Innere Medizin", sagte BDI-Vorstandsmitglied und Tagungspräsident Professor Jürgen Riemann aus Ludwigshafen. "Wir leben von Innovationen, die die pharmazeutische Industrie mit uns gemeinsam ins Leben ruft. Und gerade der Galenus-Preis ist ein Ausdruck dafür, dass das Wort zutrifft "from bench to bedside": Man entdeckt also im Labor einen Wirkmechanismus, den man über viele Wege dann in die Heilkunst einführen kann. Ich glaube, das ist etwas ganz Besonderes."

Von dem innovativen Gedanken der Angiogenese-Hemmung bis zum innovativen Arzneimittel Bevacizumab hat es 30 Jahre gedauert. Die klinischen Forscher, aber auch die Biotechniker hätten immer wieder massive Rückschläge hinnehmen müssen, so Pfundner. "Aber der Glaube an das Machbare war zum Glück immer stärker."

Der Preisträger Bevacizumab ist der erste Angiogenese-Hemmer für die Therapie. Das Medikament ist inzwischen in Deutschland bei drei Tumorarten zugelassen: beim Kolorektal-, beim Mamma- und beim nichtkleinzelligen Bronchial-Karzinom. Bei Lungenkrebs etwa lebten in einer Studie durch die Therapie mit Bevacizumab in Kombination mit Paclitaxel/Carboplatin die Patienten im Median noch 12,3 Monate. In der Vergleichsgruppe, in der die Patienten statt Bevacizumab ein Scheinpräparat erhielten, lag dieser Wert bei nur 10,3 Monaten.

Klinische Studien laufen derzeit bei 15 Tumorarten

Und die Entwicklung des Medikaments wird derzeit mit Hochdruck fortgesetzt. Nach Angaben von Pfundner laufen derzeit mehr als 130 klinische Studien bei 15 Tumorarten. Mehr als 40 000 Patienten weltweit seien an diesen Studien beteiligt. "Ohne die gute und hervorragende Zusammenarbeit zwischen Industrie und Ärzten in der klinischen Forschung ist dieses gewaltige klinische Studienprogramm und der letztlich damit verbundene pharmakologische und therapeutische Fortschritt gar nicht zu stemmen", so Pfundner.

Der Galenus-Preis zur Förderung der pharmakologischen Forschung wird alle zwei Jahre vergeben. Er ist Teil einer internationalen Initiative. In der Kategorie A wird in Form einer Medaille ein herausragendes, zum Zeitpunkt der Einreichung bereits ein Jahr in Deutschland zugelassenes und in den Verkehr gebrachtes Arzneimittel gewürdigt.

Galenus-Preis der Kategorie B

Den Galenus-von-Pergamon-Preis der Kategorie B in Form einer Medaille und 10 000 Euro teilen sich die Arbeitsgruppen um Privatdozent Alexander Dietrich aus Marburg und Professor Norbert Weißmann aus Gießen. Die Arbeitsgruppen werden für die Erforschung der akuten hypoxischen pulmonalen Vasokonstriktion geehrt. Die Auszeichnung wurde bereits bei der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Köln verliehen. (ple)

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