Allround-Talent Sonografie

Egal ob bei der Diagnostik mit Kontrastmitteln oder bei der Punktierung von Tumorgewebe - neue Verfahren erweitern die Anwendungsmöglichkeiten für die Sonografie.

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Lebermetastasen bei Mamma-Ca. Nur mit einem Ultraschall-Kontrastmittel (Bild links) sind die Metastasen als schwarze Aussparungen erkennbar. Im konventionellen B-Bild (rechts) gelingt dies nicht.

Lebermetastasen bei Mamma-Ca. Nur mit einem Ultraschall-Kontrastmittel (Bild links) sind die Metastasen als schwarze Aussparungen erkennbar. Im konventionellen B-Bild (rechts) gelingt dies nicht.

© Dr. Thomas Fischer, Charité

DÜSSELDORF (eb). Der Ultraschall ist ein Allround-Talent in allen medizinischen Disziplinen. Weil die Sonografie im Gegensatz zur MRT und CT ohne Strahlenexposition auskommt, wird sie darüber hinaus nicht nur vom Radiologen selbst, sondern von den Experten aller Fächer vorgenommen. Dank seiner technologischen Fortschritte ist der Ultraschall heute jedoch weit mehr als das "Stethoskop des 21. Jahrhunderts" und benötigt besondere Expertise.

Deshalb sollte die Zukunft der Sonografie in einem Modalitäten- und fächerübergreifenden Konzept eines Ultraschallzentrums gestaltet werden, berichtet Privatdozent Thomas Fischer vom Institut für Radiologie der Charité Berlin.

Ultraschallkontrastmittel sind oft der Schlüssel zur Diagnose

Solche Ultraschalllabore ermöglichen zum einen die Zusammenarbeit verschiedener Kliniken, Fachbereiche sowie multimodaler Bildgebungssystemen in Klinik und Forschung, zum anderen fördern sie die gemeinsam organisierte Lehre und Qualitätskontrolle. "Solch eine interdisziplinäre Funktionseinheit halte ich daher für sehr innovativ und sinnvoll", sagt Fischer.

"Der Radiologe erfüllt in diesem Konzept eine entscheidende Rolle, weil er von Haus aus das technische Know-how mitbringt, die verschiedenen sonografischen und weitere bildgebende Verfahren sinnvoll und aufeinander abgestimmt anzuwenden."

Insbesondere bei onkologischen Fragestellungen helfen moderne Ultraschallverfahren heutzutage bei der Diagnose und Therapie weiter. Ultraschallkontrastmittel ist dabei oftmals der Schlüssel zur Diagnose, da Perfusionsprozesse entscheidend sind, um gutartige von bösartigen Tumoren zu unterscheiden.

"Bei Leberläsionen oder Nierenzysten sowie bei der Diagnostik von Infarkten in Niere und Milz ist die Kontrastmittelsonografie eine mittlerweile recht etablierte Methode, da sie besonders nebenwirkungsarm bei vergleichbarer Sicherheit in der Diagnosestellung eingesetzt werden kann", so Fischer.

Diese Technik ist in der Lage, von einzelnen wenigen injizierten Gasbläschen Signale zu empfangen. Die Gasbläschen des Kontrastmittels sind etwa halb so groß wie rote Blutkörperchen. "Deshalb gelingt es, sie auch auf kapillarer Ebene auf eine brillante Art und Weise darzustellen, wie dies sicherlich mit anderen Verfahren derzeit nicht möglich ist."

Dem Patienten bleiben dadurch gesundheitlich belastende, aufwändige und teure Untersuchungen erspart. Die kontrastmittelgestützte Volumensonografie bietet damit auch eine sehr gute Möglichkeit bei der Überwachung von Transplantationsorganen, bei denen Strahlenexposition und radiologische Kontrastmittel mit der Gefahr der Nierenschädigung vermieden werden sollten.

Eine neue Technologie, die in diesem Jahr eingeführt wurde und nach Angaben von Fischer höher auflösende Detailgenauigkeit als CT oder MRT bietet, ist das Precision Imaging (Toshiba Medical Systems) bei der B-Bildsonografie. Mit der neuen Technik lassen sich Gewebestrukturen eindeutig von typischen Ultraschallartefakten trennen.

Die Software rechnet die Artefakte aus dem Ultraschallbild einfach heraus, sodass nur die echten Echosignale dargestellt werden.

Ganz neu für die Urologie, steht nun auch der kontrastgestützte transrektale Ultraschall zur Verfügung. Eingesetzt wird der TRUS vor allem zur Steuerung der Gewebeentnahme aus der Prostata, gerade hier befinden sich jedoch empfindliche Regionen wie die Harnröhre in unmittelbarer Nähe.

"Ein Befund wie ein kleines Prostatakarzinom neben der Urethra schaut der Urologe sich nur selten an, weil er Angst hat, diese zu verletzen. Im Kontrastmodus allerdings kann man direkt und live in den Tumor hineinpunktieren. Dadurch kann die Detektionsrate immerhin um 10 Prozent gesteigert werden."

Desweiteren wird auch der Ultraschall in Zukunft molekular, so Fischer. "Wir benutzen dafür außer einer bestimmten Gerätetechnik ein Target-spezifisches Kontrastmittel, das an die Gasbläschen gekoppelt wird. Insbesondere Neoangiogenese-Marker kommen dabei zum Einsatz."

Momentan wird das Verfahren im Tierversuch getestet. Hier lässt sich schon bei sehr kleinen Prostatakarzinomen - von 2 mm Größe - eine sehr rasche Anflutung im Tumor feststellen. Nach etwa 20 Minuten befinden sich nur noch im Tumor Bläschen, und der Tumor lässt sich spezifisch nachweisen.

Sonografie wird zunehmend mit MRT kombiniert

Neben dieser Reihe von neuen B-Bild-Technologien bildet gerade die multimodale Bildgebung in der Umgebung eines Ultraschalllabors einen wichtigen weiteren Trend. Ultraschall wird vor allem in Kombination mit MRT genutzt. Dabei sorgt die B-Bild-Sonografie für eine präzise Befundung, die zu einer gezielten Zuweisung mit gezielten Fragen im MRT führen kann.

Auch Fusionierungstechniken funktionieren mit Ultraschall. "Besonders unsere Chirurgen sind es gewöhnt, mit CT zu arbeiten und können unsere Ultraschallbilder häufig nicht lesen", erläutert Fischer. "Durch Fusionierung derselben Schnittposition im CT und im Ultraschall können dieselben Informationen gewonnen werden.

Dadurch lässt sich eine deutlich bessere prä- und intraoperative Detektion und damit Resektion von Tumoren erreichen." Zu dem interdisziplinären Ultraschalllabor-Konzept gehört es auch, dass die Chirurgen selbst ein portables Sonografie-Gerät sowohl im OP wie auch im ambulanten Bereich benutzen.

"Das heißt, wir müssen mit unseren Systemen nicht mehr extra hinzukommen. Wir besprechen den Fall im Vorfeld gemeinsam und erklären den Kollegen bestimmte Einstellungsmöglichkeiten. Eine gemeinsame Befundung im Ultraschallzentrum heißt eben nicht nur, Verantwortung zu teilen, sondern auch abgeben zu können."

Toshiba Medical Systems: Halle 9/D05 www.toshiba-medical.de

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