DGIM 2021 geht zu Ende

Auf das Lebensende vorbereitet sein! Wie Ärzte helfen können

Was will ich von der Medizin und was nicht? Auf diese Frage haben viele alte Menschen keine Antwort. Ärzte sollen dabei helfen, meinte der scheidende DGIM-Vorsitzende bei der Abschlusspressekonferenz des Internistenkongresses.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Therapie-Chancen realistisch vermitteln: Oft geht es darum, wie Patienten ihre verbleibende Lebenszeit selbstbestimmt gestalten können. (Symbolbild mit Fotomodellen)

Therapie-Chancen realistisch vermitteln: Oft geht es darum, wie Patienten ihre verbleibende Lebenszeit selbstbestimmt gestalten können. (Symbolbild mit Fotomodellen)

© Photographee.eu / stock.adobe.com

Wiesbaden. In Zeiten einer scheinbar omnipotenten Hochleistungsmedizin müssen sich Ärzte und zunehmend hochaltrige Patienten besser über Therapieziele verständigen. Mit dieser Aufforderung hat der scheidende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), Professor Sebastian Schellong aus Dresden, den digitalen Internistenkongress beendet.

Bei einer Pressekonferenz betonte der Internist und Angiologe: Man habe es in der alternden Bevölkerung zunehmend mit chronisch Kranken zu tun, bei denen es nicht darum gehe, gesund zu werden, als vielmehr darum, die verbleibende Lebenszeit selbstbestimmt gestalten zu können. „Auf diese Situation muss man sich von beiden Seiten einstellen“, sagte Schellong.

Lesen sie auch

Hoffnung entspricht oft nicht der Realität

So müssen sich seiner Ansicht nach Ärzte bewusst machen, dass sie die Kranken auf einem Weg begleiten, der auch Episoden zeitweiser und am Ende terminaler Verschlechterung beinhaltet. Und Patienten sollten wissen, welche Mittel und Möglichkeiten des Gesundheitssystems sie für sich in Anspruch nehmen wollen.

Zwischen dem Anspruch der Medizin, alles zu können, und der Hoffnung vieler Patienten, alles werde wieder gut, klafft eine Realitätslücke. Auf die letzte Lebensphase seien viele nicht gut vorbereitet, so Schellongs Erfahrung in der COVID-19-Pandemie. „Aus den Pflegeheimen sind viele Patienten ohne Patientenverfügung zu uns gekommen.“

Es gebe noch zu viele Menschen ohne Patientenverfügung, oder die Formulare seien sehr pauschal gehalten. Viele Patienten hätten sich nicht damit auseinandergesetzt, welche Mittel sie am Lebensende in Anspruch nehmen wollen und welche nicht.

Aufklärung ist ärztliche Aufgabe

Ärztinnen und Ärzte müssten frühzeitig und aktiver diese Gespräche suchen, sehr konkrete Fragen etwa zu Beatmung oder Nierenersatztherapie im Falle einer kritischen Erkrankung stellen, die Situationen schildern und die Patienten beraten.

Eine entsprechende Gesprächskultur müsse eingeübt werden. „Wir müssen das als ärztliche Aufgabe begreifen“, so der Dresdner Internist und Angiologe. Spätestens, wenn Patienten zum wiederholten Male wegen einer sich verschlechternden chronischen Erkrankung stationär aufgenommen werden müssen, sei der Zeitpunkt gekommen, dieses Gespräch auch innerhalb der Familie anzustoßen. Patienten können außerdem auf die Webseiten der Landesärztekammern verwiesen werden, wo Informationen und Formulare zur Verfügung gestellt werden.

Mehr vom DGIM

Mehr zum Thema

Auszeichnung für Lebenswerk

Leopold-Lichtwitz-Medaille für Kardiologen Gerd Hasenfuß

DGIM-Kongress

Woher kommt das Geld für die ambulante Weiterbildung?

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert