Debatte um Gutachten des Sachverständigenrats
Mit seinem Gutachten hat der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen Über-, Unter- und Fehlversorgung im deutschen Gesundheitssystem angekreidet. Zehn Jahre ist das her. Doch was hat der Appell bewirkt?
Ein kritisches Thema steht dieses Jahr beim Tag der Versicherungen anlässlich des Hauptstadtkongresses auf dem Programm: "10 Jahre Gutachten zur Über-, Unter- und Fehlversorgung im Gesundheitswesen - Was hat es bewirkt?" (14. Juni von 14.30 bis 16.00 Uhr im Dachgarten).
In dem Gutachten aus dem Jahr 2002 hatte der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen der deutschen Medizin eine unproduktive, weil weitgehend repressive Fehlerkultur vorgeworfen. Das Gutachten führte damals zu großer Aufregung, vor allem auch seitens der Ärzteschaft.
Jürgen Graalmann vom AOK-Bundesverband sagt hierzu heute: "Wir sollten uns in der gesundheitspolitischen Diskussion wieder mehr auf die zentralen Botschaften des Sachverständigenrats-Gutachtens zur Über-, Unter- und Fehlversorgung zurückbesinnen, statt fruchtlose Rationierungsdebatten zu führen."
Graalmann plädiert für mehr Evidenz bei der medizinischen Behandlung und dafür, durch objektive Nutzenbewertungen die Spreu vom Weizen in der Gesundheitsversorgung zu trennen.
"Damit tragen wir auf Dauer mehr zur Verbesserung der Qualität und Wirtschaftlichkeit bei, als die Apologeten von Rationierung im Gesundheitswesen es jemals tun werden", betont Graalmann.
Problem häufiger Fehldiagnostik wird ebenfalls thematisiert
Über die Wirkung des seit zehn Jahren vorliegenden Gutachtens diskutieren mit ihm Professor Eberhard Wille, derzeit Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, und Dr. Rainer Hess vom Gemeinsamen Bundesausschuss.
Ebenso sitzen auf dem Podium Professor Norbert Schmacke vom Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen und die Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit Annette Widmann-Mauz.
Die Podiumsgäste werden auch diskutieren, wie sich das Problem zu häufiger Fehldiagnostik und zu weniger passgenauer Therapien in den Griff kriegen lässt.
Für den Tag der Versicherungen arbeiten gesetzliche Kranken- und Pflegekassen auf Bundesebene und die Deutsche Rentenversicherung Bund zusammen.