Gesund altern - neue Versorgungskonzepte sind gefragt

Keine Angst vorm Alter - so lassen sich die Aussagen zusammenfassen, die Experten in der Diskussion über die demografische Entwicklung beim Hauptstadtkongress getroffen haben. Und: Eine höhere Lebenserwartung muss nicht zwangsläufig teurer werden.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Dem Altersalarmismus zum Trotz: Seniorinnen, die sich in Freiberg (Sachsen) eine Pause gönnen. © dpa

Dem Altersalarmismus zum Trotz: Seniorinnen, die sich in Freiberg (Sachsen) eine Pause gönnen. © dpa

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"Das Phänomen zunehmender Kosten wegen einer immer älter werdenden Bevölkerung ist nur ein vorüber gehendes." Diese provokante These vertrat Thomas Ballast, Vorstandschef des Verbandes der Ersatzkassen, beim Hauptstadtkongress in Berlin. Auf der Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes zeigten Modellrechnungen, dass die Krankheitskosten in Relation zur Gesamtbevölkerung nur etwa bis zum Jahr 2040 steigen werden, so Ballast in der Veranstaltung "Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf das Gesundheitswesen und die GKV". Bei jährlich rückläufigen Bevölkerungszahlen würden sich von diesem Zeitpunkt an die Kosten reduzieren.

Ballast räumte jedoch ein, dass an der Verlässlichkeit von Prognosen durchaus Zweifel angebracht seien. So habe es in der Vergangenheit immer wieder auch "Trendumbrüche" gegeben, wie etwa der Pillenknick in den 60er Jahren, die Immigration von 2,5 Millionen Aussiedlern aus Osteuropa, das Ende der Vollbeschäftigung (Mitte der 70er Jahre) sowie auch die Wiedervereinigung, die zu einem Einbruch bei der ostdeutschen Geburtenrate geführt habe. Dennoch gelte es heute, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Hier schlägt der Ersatzkassenchef eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegekräften vor. Ballast: "Nur wenn Ärzte, Pflegekräfte und Krankenkassen an einem Strang ziehen, werden wir auch zukünftig eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Versorgung unserer Versicherten sicherstellen können."

Eine genaue Analyse sei notwendig, um rechtzeitig bedarfsgerechte Versorgungskonzepte zu entwickeln. Parallel dazu sei ein gesamtgesellschaftlicher Konsens nötig.

Darüber hinaus sieht Ballast weiterhin gute Chancen für "echte" Innovationen. Diese seien mit Blick auf die Zunahme chronischer Erkrankungen, Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystem und des Skelett-Muskel-Systems wichtig. Der Kassenchef begrüßte den neuen Weg, der im Zusammenhang mit der Kosten-Nutzen-Bewertung von der Bundesregierung eingeschlagen werde.

Die Krankheitskostenstatistik aus dem Jahr 2006 zeige, dass "relativ hohe Kosten auf relativ wenige Köpfe entfallen", sagte Manuela Nöthen vom Statistischen Bundesamt. In Zahlen ausgedrückt belaufen sich die Kosten bei Männern über 85 und älter auf 11 490 Euro jährlich, bei Frauen liegen die Kosten in derselben Altersgruppe bei 15 330 Euro. Eine Ursache für die höheren Kosten bei Frauen sei darin begründet, dass der Anteil der Frauen in der Altersgruppe höher als bei Männern ist. Zieht man allerdings die Kosten ab, die etwa für Pflegeeinrichtungen angesetzt werden, gleichen sich die Ausgaben für Männer (7150 Euro) und für Frauen 7200 Euro an. Bei der Verteilung der Gesamtkosten liegen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems bei 22 Prozent. Danach folgen Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems mit 12 Prozent. Knapp dahinter liegen psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen (11 Prozent).

Dr. Hans Groth von Pfizer forderte eine intensive Diskussion darüber, wie man junge Menschen zu einem gesundheitsbewussten Verhalten bringen kannbund zugleich Innovationspotenziale fördert, um damit eine Antwort etwa auf die Zunahme chronischer Erkrankungen zu geben.

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