Antibiotika

Alter Wirkstoff in neuem Gewand

Forscher haben in der Natur ein potenzielles Antibiotikum entdeckt, das ähnlich schon vor 100 Jahren synthetisch hergestellt wurde.

Veröffentlicht:

JENA. Forscher vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut (HKI) haben an Bakterien aus Mangrovenpflanzen potenzielle neue Wirkstoffe gegen Infektionen entdeckt: Sie sind aktiv gegen antibiotikaresistente Keime, ohne menschliche Zellen zu schädigen (Angew Chem Int Ed 2015, 54, 45: 13279-13283).

Doch handelt es sich dabei nicht um gänzlich unbekannte Verbindungen, teilt das HKI mit. Bereits vor über 100 Jahren seien ähnliche Wirkstoffe, die Sulfonamide, synthetisch hergestellt worden.

Während die meisten Antibiotika aus Bakterien und Pilzen gewonnen werden, entstehen die bislang bekannten Sulfonamide im Reagenzglas und wurden in der Natur nie gefunden.

Umso überraschter waren die HKI-Forscher, als sie ähnliche Verbindungen in Bakterien entdeckten, die natürlicherweise in Mangrovenpflanzen leben.

"Teile der Wirkstoffe, die wir gefunden haben, haben frappierende Ähnlichkeit mit den alten Verbindungen aus dem beginnenden 20. Jahrhundert", wird Martin Baunach, der in der Abteilung Biomolekulare Chemie am HKI promoviert, zitiert.

"Schaut man sich dann aber den genauen Aufbau an, so stellt man fest, dass sie sich in einem für die Wirkung wichtigen Abschnitt unterscheiden. Demnach scheint die Natur nicht dieselben Mechanismen zu nutzen, die die synthetischen Stoffe zu solch wirksamen Antibiotika macht - vielmehr handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen neuartigen Wirkmechanismus."

Die Unterschiede zu synthetisch hergestellten "klassischen" Sulfonamiden könnten sich nun als Vorteil für die neuen Naturstoffe erweisen, so das HKI in seiner Mitteilung.

Vor allem im Einsatz gegen multiresistente Keime seien Wirkstoffe mit abweichendem chemischen Aufbau wichtig. Sie könnten gefährliche Erreger anders und in unerwarteter Weise angreifen und eigneten sich somit für die Weiterentwicklung zu Arzneien. (eb)

Mehr zum Thema

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert