Leitartikel
Amokläufer - gestört und von Medien zum Töten animiert?
Weltweit nimmt die Zahl der Amokläufer an Schulen zu. Die Verbrecher handeln nicht spontan im Affekt, sondern bereiten ihre Taten ausführlich vor. Was sie dazu bewegt, liegt im Dunkeln. Abhilfe mit Einzelmaßnahmen ist daher nicht in Sicht.
Veröffentlicht:
Nach dem Amoklauf in Newtown im US-Staat Connecticut bringt eine Polizistin Kinder aus der Schule.
© dpa
Im englischsprachigen Teil des Internet-Lexikons Wikipedia gibt es unter dem Stichwort "School shootings" gleich zwei detaillierte Kapitel. Eines ist allein den USA gewidmet, wo beginnend mit dem 18. Jahrhundert etwa 150 Amokläufe an Schulen aufgelistet sind, das andere Kapitel gilt Schulamokläufen im Rest der Welt. Warum besonders die USA so stark betroffen sind, darüber kann man spekulieren.
"Ich bin überzeugt, dass es nicht allein am Waffenrecht liegt", sagt Eileen Peter, Psychologin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Magdeburg. Peter und ihr Chef Professor Bernhard Bogerts haben Amokläufe analysiert. Ein Ergebnis ist, dass tiefer gehende Ursachen sehr oft unklar bleiben und es kaum wissenschaftlich fundierte Studien über diese Art von Mehrfachtötungen gibt.
Speziell bei Schulamokläufen hat dies damit zu tun, dass die Täter sich im Anschluss an ihren Tötungsrausch suizidieren oder ihre Tötung durch die Polizei provozieren und somit einer psychiatrischen Diagnostik nicht mehr zugänglich sind. Abschiedsbriefe, Drehbücher der meist genau geplanten Taten oder Berichte von Angehörigen bieten allenfalls ein verzerrtes, unvollständiges und heterogenes Bild.
Eines steht jedoch fest: Amokläufe in Schulen haben weltweit zugenommen. Zwar sind die Unterschiede regional groß. Dennoch stellt sich die Frage: Warum diese Zunahme? Was hat sich im Vergleich zu früher verändert? ...