"Antikörper als Adjuvans nicht vorenthalten!"

STUTTGART (bd). Frauen mit Brustkrebs, bei denen gesichert ist, daß bei ihnen der Rezeptor HER-2/neu übermäßig synthetisiert wird, sollte die Therapie mit Trastuzumab aufgrund der guten Datenlage auch in der adjuvanten Situation nicht mehr vorenthalten werden. Das hat Professor Diethelm Wallwiener, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) zur "Ärzte Zeitung" gesagt.

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Derzeit ist Trastuzumab (Herceptin®) in Deutschland lediglich für die Behandlung von Frauen mit metastasiertem Mamma-Karzinom zugelassen, deren Tumoren den Rezeptor Her-2/neu übermäßig synthetisieren. Das sind knapp ein Viertel aller Brustkrebs-Patientinnen.

Führende Brustkrebs-Experten stuften die in diesem Jahr auf dem ASCO-Kongreß in den USA vorgestellten Ergebnisse zweier großer prospektiver Multicenterstudien bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie in Stuttgart als revolutionär ein.

Demnach ist die Rate der Lokalrezidive und Fernmetastasen bei Frauen, die nach einer Chemotherapie mit dem Antikörper behandelt werden, nur etwa halb so groß wie ohne eine solche Therapie.

Frauen mit verstärkter Her-2/neu-Synthese haben ein besonders großes Metastasierungs-Risiko. Umso höher seien diese Therapieerfolge zu werten, so Wallwiener.

Aufgrund mehrerer Studien hätten Ärzte, die eine klare Indikation für die Antikörpertherapie in der adjuvanten Situation sähen, schon jetzt das Recht für eine Off-label-use-Verordnung. Die Indikation sei bei immunhistochemischem Befund 3 plus oder starker HER-2 / neu-Synthese gegeben.

Der DGS-Vorsitzende rät, folgendermaßen vorzugehen: Ein Gynäkologe oder Onkologe sollte die Indikation, die an einem zertifizierten Brustzentrum noch einmal gesichert werden sollte, schriftlich stellen. Die Patientin sollte damit zu ihrer Krankenkasse gehen und die Zusage für die Kostenübernahme beantragen.

Werde diese verweigert, rät Wallwiener, dagegen zu klagen. Er kündigte eine Stellungnahme der Fachgesellschaft zur klaren Indikationsstellung für die Antikörpertherapie an, die dann als Richtschnur dienen könne.

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