Multikohortenstudie

Arbeitsstress erhöht Risiko für schwere PAVK

Negativer Stress am Arbeitsplatz erhöht einer britischen Studie zufolge das Risiko einer Klinikeinweisung wegen peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) – und zwar in ähnlichem Ausmaß wie für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Untersuchung der peripheren Gefäße: PAVK wird offenbar auch durch hohe psychische Belastungen am Arbeitsplatz begünstigt.

Untersuchung der peripheren Gefäße: PAVK wird offenbar auch durch hohe psychische Belastungen am Arbeitsplatz begünstigt.

© sompong_tom / stock.adobe.com

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen arbeitsbedingtem Stress und der Notwendigkeit einer stationären Behandlung der PAVK?

Antwort: Stress am Arbeitsplatz steigert das Risiko für eine Klinikeinweisung wegen einer PAVK in ähnlicher Weise wie für einen Schlaganfall und Herzinfarkt.

Bedeutung: Ärzte sollten arbeitsbedingten Stress als Risikofaktor für verschiedene kardiovaskuläre Krankheiten einschließlich der PAVK sehen.

Einschränkung: Die Multikohortenstudie bildet nur die schwere PAVK ab, die stationär behandelt werden muss. Zudem schwankt das relative Risiko für eine Klinikbehandlung zwischen den einzelnen analysierten Studien.

London. Dass sich hohe Anforderungen bei geringen Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz („Job Strain“) negativ auf Herz und Gefäße auswirken auswirken, ist bekannt. Nun haben Dr. Katriina Heikkilä von der London School of Hygiene and Tropical Medicine und ihr Team festgestellt, dass ein nervenaufreibender Job auch die Gefahr einer Klinikeinweisung wegen peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) erhöht (J Am Heart Assoc 2020; online 28. April).

Ihre Befunde basieren auf den Daten aus elf prospektiven Kohortenstudien in Finnland, Schweden, Dänemark und dem Vereinigten Königreich. Alle Studienteilnehmer hatten zu Beginn der jeweiligen Studie über ihren Stresspegel am Arbeitsplatz berichtet. Die Studienteilnehmer waren im Vorfeld nie wegen einer PAVK stationär behandelt worden.

Im Schnitt zwölf Jahre Beobachtungszeit

23,4 Prozent der insgesamt 139 .132 Personen im Durchschnittsalter von 38 bis 49 Jahren berichteten zu Studienbeginn über negativen Arbeitsstress. Innerhalb einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 12 Jahren waren 667 Arbeitnehmer wegen einer PAVK in stationärer Behandlung gewesen. Dies entspricht je nach Studie 0,2—1,8 Prozent der Teilnehmer und einer Gesamtinzidenz von 3,88/10 .000 Personenjahren.

Das Risiko für eine stationäre Behandlung wegen einer PAVK war bei Personen mit vermehrter Belastung am Arbeitsplatz in der multivariaten Analyse aller Studien 1,4-mal höher als das von Arbeitnehmern, die keinen Stress im Job empfanden.

Als Kovarianten gingen in die Auswertung folgende Faktoren ein: Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status, Body-Mass-Index, Nikotin- und Alkoholkonsum und körperliche Aktivität. Wurde zusätzlich ein Diabetes berücksichtigt, änderte dies nicht viel an den Ergebnissen (1,3-fache Risikoerhöhung).

Auch Unsicherheiten durch die verschiedenen Studiendesigns hielt das Gesamtergebnis stand. Die Risikoerhöhung konnte, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, in allen Subgruppenanalysen (Männer, Frauen, unterschiedlichen sozioökonomische Stellung, verschiedener Raucherstatus) festgestellt werden.

Risiko ähnlich hoch wie für Infarkt oder Schlaganfall

Heikkilä und Kollegen sehen in dem Stress am Arbeitsplatz einen möglicherweise von den bekannten Risiken unabhängigen Faktor, der die Wahrscheinlichkeit einer stationären Behandlung wegen PAVK in ähnlicher Weise erhöht wie die eines Infarkts oder Schlaganfalls.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an