Arterielle Verschlusskrankheit: Blutdruck wichtiger als Blutzucker

Gefäßschutz mit Regulierung von Blutdruck und -fetten ist bei Diabetischem Fußsyndrom sehr wichtig. Gefäßspezialisten können helfen, Amputationen zu vermeiden.

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Fußläsionen werden bei einem Diabetiker versorgt: Eine gefäßmedizinische Revaskularisierung kann häufig eine Amputation verhindern.

Fußläsionen werden bei einem Diabetiker versorgt: Eine gefäßmedizinische Revaskularisierung kann häufig eine Amputation verhindern.

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AACHEN (erf). "Immer noch wird viel zu viel amputiert", kritisiert der niedergelassene Gefäßmediziner Dr. Klaus Amendt aus Mannheim. Mit einer gefäßmedizinischen Revaskularisierung lasse sich heute häufig eine Fußamputation verhindern oder zumindest verzögern oder minimieren.

Bei der Therapie von Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom (DFS) sei eine einseitige Fokussierung auf den HbA1c-Wert zu beobachten, sagte der Angiologe beim Phlebologiekongress in Aachen. Eine gute Blutzuckereinstellung sei zwar wichtig, bei peripheren Gefäßproblemen dürften aber Blutdruck und Blutfette nicht aus den Augen verloren werden.

"Wenn bei einem Diabetiker eine Makroangiopathie vorliegt, sind unbedingt Gewichtszunahmen sowie Hypoglykämien zu vermeiden", betonte Amendt. Für die Therapie bei manifesten Gefäßverengungen gelte zudem das Motto: Blutfette und Blutdruck kommen vor Blutzucker. Bei Betroffenen reiche dabei zuweilen auch eine moderate Blutzucker-Einstellung aus.

Auch empfiehlt Amendt bei einer Claudicatio intermittens, die therapeutischen Maßnahmen klar zu hierarchisieren. So kommen vasoaktive Substanzen wie Cilostazol oder Naftidrofuryl erst dann zum Einsatz, wenn ein Gefäßtraining - zum Beispiel Zehenstand - bei einem Patienten nicht möglich ist oder keinen Erfolg zeigt.

Ebenso sind vor der Medikation revaskularisierende Maßnahmen zu erwägen. Eine Revaskularisierung ist nicht indiziert bei rein neuropathischen DFS, wohl aber bei ischämisch-gangränösem Fuß und auch bei Mischformen. Zunächst sollten die Möglichkeiten einer Katheterisierung vorhandener Gefäße ausgeschöpft werden.

Hier sind zum Beispiel mit Ballondilatation und Stents mehrere Optionen vorhanden. Erst in einem nächsten Schritt sollte erwogen werden, chirurgisch einen Bypass zur Überbrückung defekter Gefäße zu setzen.

Allein mit solchen Maßnahmen, betont Amendt, lassen sich viele Amputation vermeiden oder zumindest aufschieben sowie nach distal verlagern. So kommt man mit kleineren Amputationen - etwa der Zehen - aus. Dafür sollte ein Gefäßmediziner konsultiert werden.

Amendts Fazit: Durch eine interdisziplinäre Behandlung könnten viele Patienten mit kritischer Extremitäten-Ischämie arteriell revaskularisiert werden. Das könnte zu einer erheblichen Senkung der Amputationsrate führen.

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