Auch ältere Kranke profitieren von ACE-Hemmern

MANNHEIM (wst). Es gibt kaum eine Rechtfertigung, einem älteren Patienten einen ACE-Hemmer vorzuenthalten oder ab einem bestimmten Alter eine bestehende ACE-Hemmer-Behandlung abzubrechen.

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Diese Auffassung hat Professor Michael Böhm von der Universitätsklinik Homburg/Saar beim Kardiologenkongreß in Mannheim vertreten. Die Datenlage ergäbe keinerlei Hinweise, daß sich die Erfolge, die ACE-Hemmer bei Patienten mit Hypertonie, Herzinsuffizienz oder hohem KHK-Risiko in kontrollierten Studien geleistet haben, ab einem bestimmten chronologischen oder biologischen Alter verlieren.

Zwar gibt es bislang noch keine Studienergebnisse, die explizit belegen, daß auch alte Hypertoniker, Herzinsuffiziente und KHK-Patienten länger leben, wenn sie auf einen ACE-Hemmer eingestellt werden, sagte Böhm. Doch lägen Studienergebnisse vor, wonach die Behandlung alter Hypertoniker und Herzinsuffizienz-Patienten mit einem ACE-Hemmer Mobilität und Selbständigkeit deutlich verlängert und die Hospitalisationsraten senkt.

Böhm warnte davor, einen ACE-Hemmer bei alten Menschen plötzlich abzusetzen, da dann auch akut mit nachteiligen Effekten zu rechnen ist. Böhm verwies hierzu auf eine Studie mit älteren Herzinsuffzienz-Patienten, bei denen aus unterschiedlichen Gründen eine ACE-Hemmer-Therapie abrupt beendet worden war.

In der Folge wurden ein ausgeprägter Anstieg der Angiotensin-II-Konzentration im Blut, eine Zunahme des peripheren Widerstandes bei gleichbleibendem arteriellen Mitteldruck und eine signifikant reduzierte Auswurfleistung registriert.

Angesichts der Erfahrung, daß viele über 80jährige die üblicherweise in den Studien geprüften ACE-Hemmerdosen gar nicht vertragen, wollte ein Kollege aus dem Auditorium wissen, welche Dosisanpassungen bei betagten Patienten denn die richtigen sind. Böhms Antwort: Die Ergebnisse etwa der ATLAS-Studie (Assessment of Treatment with Lisinopril and Survival) sprechen auch bei alten Patienten mit Herzinsuffizienz für einen mit der Dosis steigenden Nutzen. Deshalb sollte man auch in der Geriatrie so nah, wie es ein Patient verträgt, an die empfohlene Standarddosierung eines ACE-Hemmers herankommen.

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