Bald einfacher Test auf Neuroborreliose?

WIESBADEN (mut). Der Nachweis einer Neuroborreliose ist alles andere als einfach. Ein neuer Biomarker könnte die Diagnose bald erleichtern.

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Borrelie unter dem Mikroskop. Der Nachweis der Keime bei Neuroborreliose ist bisher nicht gerade einfach.

Borrelie unter dem Mikroskop. Der Nachweis der Keime bei Neuroborreliose ist bisher nicht gerade einfach.

© Foto: www.zecken.de

Einen leichteren, billigeren und schnelleren Nachweis einer Neuroborreliose versprechen sich Neurologen über den Botenstoff CXCL13. Dieser Botenstoff wird von Monozyten, Makrophagen und dendritischen Zellen gebildet und lockt Lymphozyten an, hat Professor Hans-Walter Pfister von der LMU in München berichtet. Das Besondere dabei: Bei Infektionen mit Spirochäten wie Borrelien produzieren Immunzellen das Zytokin in hohen Konzentrationen im Liquor - nicht aber bei einer Meningitis durch Viren, andere Bakterien oder bei MS, so Pfister beim Neuro Update in Wiesbaden. Der Nachweis im Liquor ist folglich recht spezifisch für eine Neuroborreliose. Im Serum ist die Konzentration des Markers dagegen nicht erhöht.

Zytokinwerte spezifisch bei Borrelieninfekt erhöht

Erste Hinweise, dass sich der Marker gut zur Diagnostik eignet, liefert eine Studie mit 59 Patienten, bei denen der Verdacht auf eine Neuroborreliose bestand. Mit klassischer Diagnostik wurde bei 37 von ihnen eine Neuroborreliose nachgewiesen. Von diesen Patienten hatten alle stark erhöhte Werte des Zytokins, allerdings waren die Werte auch bei drei von acht Personen ohne Neuroborreliose leicht erhöht. Die Studienautoren nennen eine Sensitivität von 100 Prozent und eine Spezifität von 63 Prozent. Die Vorteile des neuen Biomarkers: Die Infektion lässt sich vermutlich früher nachweisen als bisher. Unter einer erfolgreichen Therapie sinkt die Konzentration des Zytokins zudem schnell ab - die Werte sind folglich nur bei einer aktiven Infektion erhöht. Auch lässt sich CXCL13 schnell und günstig per ELISA nachweisen. Allerdings, so Pfister, müssen Sensitivität und Spezifität erst noch in größeren Studien geprüft werden.

Sollte sich der Nutzen des Markers bestätigen, wäre dies ein großer Fortschritt. Denn eine Neuroborreliose, so Pfister, gilt bislang nur dann als gesichert, wenn zu den typischen klinischen Symptomen wie Meningitis, Meningoradikulitis und neurologischen Ausfällen die Liquoranalyse auf eine Entzündung deutet - also Lymphozytenzahl, Gesamteiweiß und IgG erhöht sind. Als weitere Bedingung muss zusätzlich die Produktion von Borrelien-Antikörpern im Liquor nachgewiesen werden - und dafür sei die Bestimmung des spezifischen Liquor-Serum-Index am aussagekräftigsten.

Bisher gibt es keinen zuverlässigen Bluttest

Ein Bluttest auf Antikörper gegen Borrelien eignet sich dagegen nur zum Ausschluss einer Borreliose: Wenn der Test negativ ausfällt, liegt auch keine chronische Neuroborreliose vor, so Pfister. Ein positives Ergebnis heiße jedoch noch lange nicht, dass klinisch auffällige Patienten auch eine Neuroborreliose haben: Die Antikörper könnten auch von einem früheren asymptomatischen Borrelien-Infekt stammen. So lassen sich nach epidemiologischen Untersuchungen bei etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung Borrelien-Antikörper im Serum nachweisen. Auch Antikörper im Liquor sprechen nur dann für eine aktive Neuroborreliose, wenn im Liquor zugleich eine lymphozytäre Pleozytose nachgewiesen wird. Aufgrund von Spezifitätsproblemen rät Pfister auch vom Lymphozyten-Transformationstest (LTT) ab, bei dem antigen-spezifische T-Lymphozyten nachgewiesen werden.

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