Schilddrüsen-Ca

Bei Älteren öfter Zufallsbefunde

Ob ein Schilddrüsen-Ca aufgrund von Beschwerden oder tastbaren Knoten oder aber rein zufällig bei einer bildgebenden Untersuchung diagnostiziert wird, korreliert offenbar nicht mit den Tumoreigenschaften.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Schilddrüsenkarzinome werden häufig bei der Ultraschalluntersuchung entdeckt.

Schilddrüsenkarzinome werden häufig bei der Ultraschalluntersuchung entdeckt.

© Bork / shutterstock.com

HERSHEY. Mindestens 11 bis 15 Prozent aller bösartigen Schilddrüsentumoren werden heutzutage zufällig entdeckt. "Zufällig" heißt: bei einer bildgebenden Untersuchung oder - seltener - bei einer Operation, die eigentlich einem anderen Problem gilt.

US-Chirurgen haben nun untersucht, wie sich diese Inzidentalome von Karzinomen unterscheiden, die bei einer gezielten Abklärung diagnostiziert werden.

Dazu werteten sie die Krankenakten von 238 Patienten aus, die innerhalb eines Jahres an der Universitätsklinik von Hershey in Pennsylvania wegen Schilddrüsenkrebs behandelt worden waren (JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2013, online 10. Oktober)

Bei 31 Patienten war der Krebs zufällig diagnostiziert worden. Der Zufallsbefund war zu 55 Prozent bei CT-Untersuchungen, mehrheitlich wegen anderer Malignome oder wegen unklarer Knoten in der Lunge, erhoben worden. 19 Prozent der Inzidentalome waren beim Ultraschall, 16 Prozent im PET und 7 Prozent in der MRT aufgefallen.

Die Patienten mit zufällig entdecktem Schilddrüsenkrebs waren bei der Diagnosestellung schon deutlich älter, nämlich 56 im Vergleich zu 42 Jahre. Außerdem handelte es sich zu 55 Prozent um Männer, in der Gruppe mit symptomatischen oder getasteten Tumoren hatten Männer nur einen Anteil von 13,5 Prozent.

Der Altersunterschied hängt vermutlich damit zusammen, dass im Alter die Inanspruchnahme bildgebender Untersuchungen zunimmt und damit Zufallsbefunde wahrscheinlicher werden. Der hohe Anteil von Männern könnte dadurch zustande kommen, dass Frauen schon in jungen Jahren regelmäßiger medizinische Routineuntersuchungen wahrnehmen, vermuten die Studienautoren um Frederick Yoo.

Mischung aus mehr Diagnostik und steigender Inzidenz

Keine signifikanten Unterschiede bestanden dagegen im Hinblick auf Eigenschaften und Verhalten der Tumoren: In den meisten Fällen handelte es sich um papilläre Karzinome (84 Prozent der Zufallsbefunde vs. 88 Prozent der gezielt erhobenen Befunde).

Der mittlere Tumordurchmesser (2,15 vs. 2,1 cm) und das Größenspektrum der Tumoren (0,5 bis 9 cm vs. 0,1 bis 8,7 cm) stimmten überein. Der Anteil multifokaler Karzinome war ebenfalls ähnlich (32 vs. 44 Prozent).

Auch in Bezug auf lokale Invasivität (22 vs. 29 Prozent), Lymphknotenbefall (23 vs. 21 Prozent) und Fernmetastasen (0 vs. 0,5 Prozent) gab es keine relevanten Differenzen.

Lediglich beim TNM-Staging waren die Patienten mit Inzidentalomen schlechter dran: Nur 48 Prozent von ihnen hatten einen Schilddrüsenkrebs im Stadium 1, in der Kontrollgruppe waren es 77 Prozent. Diesen Unterschied führen die Forscher um Yoo aber vor allem auf das höhere Alter der Zufallsgruppe zurück - ein prognostisch ungünstiger Faktor, der in die TNM-Klassifizierung eingeht.

Die US-Ärzte ziehen aus ihren Studienergebnissen noch weiter reichende Schlüsse: Seit mehreren Jahrzehnten steigt die Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs, ohne dass man weiß warum.

Wäre die Zunahme nur durch eine intensivere Diagnostik verursacht, würde man bei den Zufallsbefunden mehr frühe Krankheitsstadien erwarten als bei den gezielt diagnostizierten Karzinomen. Das ist nach der vorliegenden Studie nicht der Fall.

Andererseits nimmt der Einsatz von bildgebenden Verfahren seit vielen Jahren kontinuierlich zu. Yoo und Kollegen halten es daher für "wahrscheinlich, dass eine Kombination aus einer realen Zunahme der Erkrankungsrate und einer Eskalation diagnostischer Maßnahmen für die beobachtete Inzidenzsteigerung verantwortlich ist".

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Glücklicher Zufall?

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