Placebo oder echter Bio-Effekt

Bei Kniearthrose Therapie mit NaCl-Lösung wohl sinnvoll

Die Injektion von Kochsalzlösung bessert bei Kniearthrose patientenrelevante Parameter. neben einem Placeboeffekt vermuten die Forscher einen "echten biologischen Effekt".

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CHICAGO. In randomisierten Studien zur Injektionstherapie der Gonarthrose wird isotonische Kochsalzlösung als Placebo eingesetzt. Doch die subjektive Wirkung der Kochsalzlösung ist offenbar so deutlich, dass US-amerikanische Orthopäden vorschlagen, ihren Nutzen als therapeutische Option zu untersuchen.

Die Ärzte vom Rush Medical Center in Chicago haben randomisierte Studien der letzten zehn Jahre herangezogen, um den Effekt der Elektrolytlösung auf "Patient-Reported Outcomes" zu quantifizieren (Am J Sports Med 2016, online 27. Dezember). 13 Studien mit isotonischer NaCl-Lösung als Placebokontrolle wurden identifiziert.

Ausreichende Informationen für eine Metaanalyse gab es nur zu zwei Endpunkten, der Schmerzintensität auf einer visuellen Analogskala (VAS) und dem WOMAC-Gesamtscore (Schmerz, Steifigkeit und funktionelle Einschränkungen), jeweils vor sowie drei und sechs Monate nach Behandlung. Allerdings konnten auch diese Parameter nur anhand von vier Studien bewertet werden.

Drei Monate nach der Injektion von isotonischer Kochsalzlösung war der VAS-Schmerzscore (210 Patienten) signifikant niedriger als vor der Therapie (mittlere Differenz, MD 12,1). Im WOMAC-Gesamtscore (180 Patienten) war ebenfalls eine Verbesserung zu erkennen, sie verfehlte aber die statistische Signifikanz.

Signifikante Verbesserung nach sechs Monaten

Nach sechs Monaten zeigte sich in beiden Endpunkten (jeweils 180 Patienten) eine signifikante Verbesserung gegenüber dem Ausgangswert (VAS-Schmerz: MD 16,6; WOMAC: MD 11,3).

Die Veränderungen nach sechs Monaten übertreffen nach Angaben der Studienautoren jeweils die minimale klinisch bedeutsame Differenz (MCID). Diese wird mit 13,7 für den VAS-Schmerzscore und mit 9,0 für den WOMAC-Gesamtscore beziffert.

"Die Injektion von isotonischer Kochsalzlösung führt bei Kniearthrose nach sechs Monaten zu einer statistisch und klinisch relevanten Verbesserung patientenrelevanter Endpunkte", lautet die Schlussfolgerung der Studienautoren um Bryan M. Saltzman.

Die Effekte seien "beeindruckend" und mit den für plättchenreiches Plasma oder Hyaluronsäure berichteten Wirkungen vergleichbar. Neben dem Placeboeffekt vermuten die Ärzte einen "echten biologischen Effekt" der Kochsalzlösung.

Ein möglicher Wirkmechanismus sei die Verdünnung von Entzündungsmediatoren im Kniegelenk. In jedem Fall verdiene die beobachtete "drastische" Verbesserung von Schmerz und Funktion weitere Untersuchungen, um das therapeutische Potenzial von isotonischer Kochsalzlösung zu überprüfen. (bs)

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Kommentare
Rudolf Hege 19.01.201714:53 Uhr

"Reiztherapie"

Aus der Naturheilkunde kennt man ja den Begriff der "Reiztherapie", bei welcher durch unterschiedliche Reize (Hitze, Kälte, iatrogenes Hämatom (Schröpfen) usw.) eine Regulationsantwort des Organismus provoziert wird. Denkbar, dass das NaCl genau das gleiche bewirkt, denn der vorübergehende "Schmierungseffekt" allein erklärt die Ergebnisse nicht.

Gundolf Trapp 18.01.201719:19 Uhr

Sticheffekt = Pseudoakupunktureffekt =Wirkung am Gelenk

Die beschriebenen Effekte passen sehr gut zu den Akupunkturstudien GERAC ART ua ,in denen eine sogenannte Pseudoakupunktur am Kniegelenk deutliche Effekte nahe der "echten Akupunktur " brachte. Ein steriler Stich gelenknah durch Haut ,Unterhaut und evtl Gelenkkapselstrukturen bewirkt offensichtlich etwas.Nacl oder plättchenreiches Plama oder anderes ist dabei vielleicht nicht so entscheidend.

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