Bei PCOS schützt Metformin Mutter und Kind

FLORENZ (mf). Nach ersten prospektiven Daten ist eine Metformin-Therapie bei Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom (PCOS) auch in der Schwangerschaft sicher und mindert das Risiko für schwerwiegende Schwangerschaftskomplikationen.

Veröffentlicht:

Frauen mit PCOS können eine Hyperandrogenämie, menstruelle Unregelmäßigkeiten und ovarielle Mikrozysten haben. Diese Patientinnen sind nicht nur häufig unfruchtbar, sondern haben - wenn sie dann schwanger sind - auch ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, hat Dr. Eszter Vanky von der Universität von Trondheim in Norwegen bei einem Gynäkologie-Kongreß in Florenz berichtet.

Derzeit wird der Effekt von Antidiabetika bei Frauen mit PCOS erprobt. Denn etwa jede dritte dieser Frauen unter 45 Jahren hat eine gestörte Glukosetoleranz, und sieben bis acht Prozent haben einen Diabetes mellitus. Die meisten Daten liegen derzeit für Metformin vor. Das Medikament bewirkt - zusätzlich zu den positiven metabolischen Effekten - auch eine Regulierung des Zyklus und steigert die Ovulationsrate. Zudem ist es bei der Fertilitätstherapie offenbar hilfreich. Ob allerdings auch die Zahl an Schwangerschaftskomplikationen durch die Therapie gesenkt wird, war bisher nur retrospektiv untersucht.

Vanky und ihre Kollegen haben nun 18 schwangere Frauen mit PCOS ab dem zweiten Schwangerschaftsmonat mit Metformin behandelt; 22 Frauen einer Vergleichsgruppe erhielten Placebo. 45 Prozent der Frauen in der Studie hatten bereits mindestens einmal einen Spontanabort erlebt. Wie die Gynäkologin berichtete, kam es bei jeweils drei Frauen aus beiden Gruppen zu geringgradigen Schwangerschaftskomplikationen wie Gestationsdiabetes oder gering ausgeprägter Präeklampsie.

Schwere Komplikationen gab es in der Verum-Gruppe nicht, wohl aber in der Placebo-Gruppe: Insgesamt sieben Mal kam es hier zu schwerwiegenden Komplikationen wie schwerer Präeklampsie, Frühgeburt, Sepsis, insulinpflichtigem Gestationsdiabetes oder akutem Respiratory Distress Syndrome.

Ein Kind starb nach der Geburt in der 22. Woche. Wie Metformin protektiv wirke, sei unklar, so die Forscherin. Die Androgenspiegel wurden jedenfalls in der Studie durch die Therapie nicht beeinflußt. Vanky plant nun, ihre Ergebnisse in einer größeren Studie zu überprüfen.



STICHWORT

Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS)

Das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) ist ein multifaktorielles Krankheitsbild, das mit einer Vergrößerung der Ovarien durch Bildung multipler subkapsulärer Zysten einhergeht. Die klinischen Symptome sind: Zyklusstörungen (Amenorrhoe, Oligomenorrhoe, Anovulation), Hyperandrogenämie (Akne, Hirsutismus, Alopezie), Adipositas, Sterilität und Hyperpigmentierung (Akanthosis nigrans). Typisch für das Syndrom sind außerdem hormonelle Veränderungen wie eine Erhöhung des Testosterons sowie metabolische Veränderungen wie eine Insulinresistenz mit Hyperinsulinämie und einer erhöhten Serumkonzentration von freiem IGF-1.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin

Große retrospektive Kohortenstudie

NAION-Risiko durch Semaglutid: Therapieindikation wohl bedeutsam

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Traumatologie

Bienenstich in die Hornhaut: Schnell raus mit dem Stachel!

Lesetipps
Ein junger Fuchs im Wald

© Thomas Warnack/dpa

Alveoläre Echinokokkose

Fuchsbandwurm-Infektionen sind wohl häufiger als gedacht

Schema einer Messung der minimalen Resterkrankung bei Patienten und Patientinnen mit akuter lymphatischer Leukämie, akuter myeloischer Leukämie, chronischer myeloischer Leukämie oder mit multiplen Myelom

© freshidea / stock.adobe.com

Messbare Resterkrankung

Muss man wirklich auch die letzte Krebszelle eliminieren?